deutsches derby
: Sprung ins Nichts

Oben auf dem Großen Wall, noch dazu auf dem Rücken eines Pferdes, sieht die Welt ganz anders aus. Der Große Wall im Parcours des Deutschen Derbys von Hamburg-Klein-Flottbek gilt im Springreiten weltweit als die Herausforderung schlechthin. Pferd und Reiter müssen sachte den Abhang hinunterrutschen, um dann am Fuße des Walls sofort zum Steilsprung über das anschließende Hindernis anzusetzen. „Du schaust da über fünf Meter in die Tiefe. Da ist jedes Mal ein großes Kribbeln dabei“, sagt Janne-Friederike Meyer, die seit dem vergangenen Jahr eine besondere, eine schmerzhafte Beziehung zu dem Hindernis hat. Die Bilder von ihrem Versuch, den Großen Wall zu bezwingen, brannten sich in das Gedächtnis der Zuschauer ein.

Ihr Pferd Callistro war forscher, als es der 25 Jahre alten, in Schenefeld bei Hamburg lebenden Pferdeausbilderin lieb war. „Ich habe in dem Moment die Zügel zurückgenommen, aber mein Pferd war wahnsinnig mutig. Es ist gegen den haltenden Zügel angesprungen“, sagt Janne-Friederike Meyer, die es damals nicht im Sattel hielt. Sie kippte vornüber, stürzte und schlug hart auf dem Boden auf. Ihr Pferd verletzte sich nicht dabei. „Ich war zwar für einen kurzen Moment bewusstlos, aber es war für mich nicht so schlimm, wie es für das Publikum ausgesehen haben muss“, beteuert sie. So etwas könne auch ganz erfahrenen Paaren passieren. „Das muss man abhaken.“ Sie wird diese Erinnerung aber noch weiter mit sich herumtragen müssen. Eigentlich wollte sie gestern mit ihrem Pferd „Milena“ beim Deutschen Derby in Klein Flottbek an den Start gehen. Ein erfolgreicher Ritt über den Parcours sollte auch die Eindrücke aus dem Vorjahr aus ihrem Gedächtnis tilgen. Eine Augenentzündung ihres Pferdes verhinderte jedoch einen Start. „Ich habe viel Arbeit und Zeit investiert. Jetzt hat sich alles als vergebens erwiesen“, sagt Janne-Friederike Meyer, die bis zu ihrem Abitur 2001 bei Süderbrarup nahe der Schlei gelebt hat. Erfolg definiere sie aber nicht primär als Gewinn von Pokalen und Preisen. „Für mich besteht Erfolg darin, mit den Pferden zusammenzuwachsen, sie gut auszubilden“, sagt sie. Der Sport an sich sei faszinierend. „Im Sprung hat man das Gefühl der Schwerelosigkeit. Dressur ist mir einfach zu langweilig.“ gör