Eingeblinkter Eisprung

Immer öfter auf deutschen Straßen: elektronische Anzeigen für alle Lebenslagen

Der Fachmann nennt sie „Speed Displays“. Der gemeine BMW-Fahrer spricht eher von „diesen Dingern da, du weißt schon, wo du sehen kannst, wie viel Sachen du momentan drauf hast.“ Gemeint sind jene Geschwindigkeitsanzeiger, als die wir diese zahlreich unsere Straßen flankierenden Karacho-Tafeln hier mal bezeichnen wollen. Jene radargestützten Tempomaten also, welche Kraftfahrern in Form einer digitalen Blinkezahl mitteilen, wie flott sie gerade unterwegs sind. So weit, so bekannt.

Bei weitem nicht so verbreitet bisher sind die so genannten „Service Displays“. Aber das dürfte sich bald ändern. Denn viele Autofahrer wünschen sich von unseren digitalen Straßenanzeigetafeln inzwischen mehr, als nur ihre Geschwindigkeit mitgeteilt zu bekommen – zumal ja für diese Info auch schon der Blick auf den eigenen Tacho genügt.

Welcher Kraftfahrer aber denkt schon unterwegs daran, wie alt er ist? Immer mehr, insbesondere betagtere Automobilisten auch, die ihr Lebensalter schlichtweg vergessen. Eine Krux, die mit der stetig voran galoppierenden Vergreisung unserer Gesellschaft künftig noch kruxere Ausmaße annehmen wird. Gedächtnislücken reißende Krankheiten wie Alzheimer, Altersdemenz oder, äh, Dingens, treten folglich auch verstärkt bei Autofahrern auf. Wie schön, wenn die dann, quasi im Vorbeifahren, durch ein „Age Display“ daran erinnert werden, wann es an der Zeit ist, den Lappen abzugeben.

Auch junge Menschen sind häufig kränker als sie sich eingestehen wollen, fahren aber trotzdem zur Arbeit. Gut, wenn dann am Straßenrand ein „Fever Display“ auftaucht, das sie thermometergenau über ihren aktuellen Gesundheitszustand informiert. Mit 38,9 Grad Fieber, wie sie hier gerade bei einem Autofahrer gemessen wurden, gehört dieser jedenfalls nicht auf die Straße. Sondern auf dem schnellsten Weg ins Bett.

Frauen, die Auto fahren, haben dabei eine Menge wichtiger Dinge zu bedenken. Erst müssen sie stundenlang den Schlüssel suchen. Anschließend setzen sie sich aus alter Gewohnheit auf den Beifahrersitz und warten dort geduldig auf den „Göttergatten“. Bis ihnen einfällt, dass sie sich längst von ihm haben scheiden lassen – unter anderem auch deshalb, weil er sie immer nur dann ans Steuer ließ, wenn er einen gehoben hatte.

Auch sonst braucht frau während der Autofahrt die volle Konzentration: Wie ging noch mal der Rückwärtsgang rein? Muss ich die Handbremse vor dem Anfahren lösen? Und was sind das eigentlich für Pedale hier unten? Kein Wunder, dass da eine Frau schon mal ihre eigentliche Bestimmung vergisst. Zum Glück weist sie unterwegs das „Ovulation Display“ dezent auf ihre fruchtbaren Tage hin.

Der Galan der Schöpfung kann dagegen immer. Glaubt er zumindest. Selten aber entspricht seine gefühlte Größe seiner tatsächlichen Würstchenhaftigkeit. Viele Männer denken, ihren Mickerstand im Geschlechtsverkehr durch Großtuerei im Straßenverkehr kaschieren zu können. Dabei weiß jeder: Je gewichtiger eines Mannes Fahrzeug, desto dürftiger sein Fickzeug. Da kann es nicht schaden, wenn ihn ein hier und da aufblinkendes „Cock Display“ diskret daran erinnert, was wirklich Sache ist. FRITZ TIETZ