die taz vor 19 jahren
: astronomie & fußball

Eine schöne Scheiße, Madame Indira, haben Sie da vorausgesehen, werden die Bayern jetzt sagen. Haben sich so sicher gefühlt, weil Sie als berühmte Wahrsagerin im Bayern Magazin den Pokal bereits in der Münchner Geschäftsstelle plazierten: „Ich weiß es, der FC Porto erzielt ein Tor. Aber Europa-Pokalsieger wird Bayern München.“ Dabei hätten es alle wissen können, womit machen Sie denn Werbung? Challenger-Explosion, Tschernobyl, Papst-Attentat …

Frau Indira hatte immer die heißen Tips. Nur, für die Betroffenen war der selten positiv. Nicht, daß Sie nicht auch mal recht hätten. Über den Porto-Abwehrspieler Pereira konnten Sie „überhaupt nichts ermitteln. Irgend etwas stimmt nicht mit diesem Mann.“ Trainer Jorge war folgsam und hat ihn nicht aufgestellt. Daß Pereira sich das Bein gebrochen hat, mag ihm diesen Entschluß erleichtert haben. Auch mit Fernando Gomes lagen Sie völlig korrekt: „… wird im Finale kaum auffallen.“ Kunststück, mit einer gebrochenen Wade und zerfetzten Bändern.

Etwas weniger zutreffend, wie gesagt, Ihre Sicht der Bayern. Wo war die „Schlüsselfigur“ Dieter Hoeneß, der „ein sehr starkes Spiel“ zeigen sollte? „Herr Pfaff und Udo Lattek“ und deren „sehr gute Sterne“, wer konnte sie entdecken? Hansi Pflügler hatte die „idealsten Voraussetzungen für das Endspiel“. Wegen der „Mars-Widder-Ratte-Konstellation“ gelang ihm dann der tolle Einwurf vor dem 1:0?!

Die Bayern sollten jetzt nicht zu ungerecht mit Ihnen sein, liebe Madam Indira, schließlich haben Sie gewarnt: „Von Fußball verstehe ich nichts.“ Um so mehr verstehen wir von Horoskopen. Fürs nächstemal raten wir etwas in der Art: „Vorsicht am Mittwoch abend. Jemand will Sie aufs Kreuz legen. Wenn Sie nicht wachsam sind, kann einiges schiefgehn.“ Damit liegen Sie voll richtig, verehrte Madame, wahrsagt die taz (am 29. 5. 1987)