DAS WIRD DER MONAT, DER WIRD (12)

Costa do Sauipe, 6. Dezember: Bei der Auslosung zur Fußball-WM 2014 erwischt die deutsche Mannschaft die traditionell mörderhammerschwere Killergruppe: Bosnien, Nigeria und die USA. „Gegen keinen davon haben wir jemals zweistellig gewonnen“, unkt Jogi Löw, „und überall coachen erfahrene Bundesliga-Spione oder schießen gleich die Tore.“ Torwarttrainer Andy Köpke ergänzt geopolitisch korrekt: „Und bei Bosnien kommt erschwerend noch die ganze Herzegowina als vierter Vorrundengegner dazu. Immerhin gibt es endlich mal ein echtes Sechspunktespiel.“ Nur einer ist pragmatisch: „Wennst Brasilien schlagen willst am Ende, musst du mit anderen B-Elfen vorher klarkommen“, weiß der große Franz.

Austin/Texas, 10. Dezember: Nach Claudia Pechstein hat jetzt auch der siebenfache Dochnichttourgewinner Lance Armstrong Selbstanzeige bei der Weltdopingagentur erstattet. Auch er leide an natürlich überhöhten Retikulozytenwerten wie die deutsche Eisschnellläuferin, könne zudem mit einem Dutzend Gutachten „eine erblich bedingte Epo-Eigenproduktion urgroßväterlicherseits, einen lebenslang automatischen Blutaustausch mit mir selbst im Turbostadium und eine seltene Powerversion von Hyper-Testosteronitis“ nachweisen, ließ der ehemalige US-Radler wissen, „alles wissenschaftlich testiert“. Die Fachwelt staunt. Erste Freakshows wollen Armstrong zur Kirmes-Attraktion machen. „Wir machen auch keine Dopingtests“, ließ ein Veranstalter aus Las Vegas vorsorglich wissen.

Spa, Monza et al., 11. Dezember: Bei Spa laufen Wildschweine versonnen wühlend durch die Ardennenwälder, in Monza hört man Lerchen leise singen, am Nürburgring wiegen sich die Lärchen im adventlichen Schneegestöber. Kurz: Die Formel 1 pausiert, weil die sensiblen Hightech-Flundern immer noch nicht wintertauglich sind und die Industrie die ersten M+S-Reifen für Eisrennen erst für 2015 avisiert hat. Die Welt ist etwas ruhiger …

Hannover, 11. Dezember: … Derweil – wroooaaam – wird am Mittag Sebastian Vettel auf der Autobahn A2 nahe Hannover in einer Tempo-60-Zone mit 310 km/h geblitzt. Einen Führerschein kann er nicht vorweisen: „Seit meiner Kindheit musste ich 10 bis 12 Stunden am Tag hinters Steuer, für solch alberne Prüfungen habe ich da keine Zeit gehabt.“ Der „Bayern München der Motoren“ (Gazzetta dello Rollo) verteidigt seine sportive Fahrweise: „Nirgends auf dieser Rennpiste ist ein Streckenposten mit Flagge, und ein Safetycar habe ich auch nicht gesehen.“

Manchester, 14. Dezember: Joe Hart, Torwart von Manchester City, freut sich über die erfolgreiche Unterlassungserklärung gegen Jens Lehmann. Der deutsche Ex-Kollege hatte am 19. November in der ARD fachgesimpelt: „Hart hat manchmal Probleme mit seinen Händen.“ Das sei „ehrabschneidend auch für einen englischen Keeper“ gewesen, so Hart am Mittag, er glaube, „this Lehman brother hat Probleme mit seiner pretty weichen Birne.“ Lehmanns keckes Namenswortspiel „Hart hat weiche Hände“ hatte der Brite nicht verstanden.

Frankfurt am Main, 19. Dezember: Der deutsche Fußball feiert Lothar Matthäus mit einem bewegenden Festakt. „Seit März 2000, also seit jetzt genau 5.000 Tagen, sucht dieser Mann unablässig nach einer Anstellung als Trainer in Deutschland“, lobpreist ihn DFB-Frontmann Wolfgang Niersbach, „aber immer hat er nur Absagen vorgefunden auf seine Bewerbungsschreiben ‚Ich, ein Loddarmadäus.‘“ Unermüdlich gehe er seither „selbstlos auf Montage ins Ausland, zudem vorbildlich für andere Arbeitslose“. Der Jubilar, heißt es aus seinem Beraterstab, habe die Veranstaltung sehr genossen. Und er schockiert alle: „Ich werde es weiter versuchen.“

Val d‘Isère, 21. Dezember: US-Superschnellskifahrerin Lindsey Vonn ist nicht allein zum Weltcuprennen angereist. Ihr Angelobter Tiger Woods ist erstmals an der Piste dabei. „90 Sekunden Speed und fertig“, staunt er im Zielraum über das Wintersport-Business, „und dafür, honey, machst du so ein Theater mit deinen Miedern?“ In Vonns Unterwäsche-Werbevideo durfte nicht der verärgerte Tiger, sondern ein smarter anderer Golfer auftreten. Am Tag nach dem Rennen liegt Woods schwer erkältet flach. „Fuck“, röchelt er, „winter is hell.“ Nein, dunkel, sagt die Pflegerin.

Bad Wiessee, 24. Dezember: Uli Hoeneß feiert friedlich und in Freiheit den Heiligen Abend.

Bad Wiessee, 25./26. Dezember: Uli Hoeneß feiert friedlich und in Freiheit die Weihnachtstage.

Bad Wiessee, 31. Dezember: Uli Hoeneß feiert friedlich und in Freiheit den Silvesterabend. Fasching will er auch noch mitnehmen und sich launig als Sträfling verkleiden mit fußballgroßer Stahlkugel im FC-Bayern-Logo am Fußgelenk. Sein One-Way-Ticket auf die Bahamas ist erst für Aschermittwoch ausgestellt.

BERND MÜLLENDER