DAS ENTSCHEIDENDE DETAIL
: Drei Wörter Langeweile

GEKLAUT „Yes we scan“ brachte der „Bild“-Zeitung den Preis für die Schlagzeile des Jahres ein

Es dürfte Kai Diekmann ein Fest gewesen sein, heute in seiner Zeitung verkünden zu lassen, dass er den Preis für die beste SCHLAGZEILE des Jahres ablehnt. „Bei Bild stand sie am größten, aber nicht zuerst“, begründet der Chefredakteur ganz bescheiden und steht damit offen zum Ideenklau aus dem Netz. Eine andere Wahl hatte er aber auch nicht, denn kurz nachdem die Ehrung bekannt wurde, meldete sich ein Blogger, der den Ausspruch als einer der Ersten verwendet hatte. Peinlich ist das vor allem für den Verein der Deutschen Sprache, der den Preis jährlich vergibt und offenbar schlecht recherchiert hat. Die Jury aus Journalisten und Sprachwissenschaftlern begründete ihre Begeisterung für „Yes we scan“ damit, dass diese drei Wörter besser als jeder Leitartikel die Enttäuschung vieler Europäer über die Überwachungsmanie der Obama-Regierung zusammenfassten. Na hoffentlich nicht! Wie schlimm stünde es um die deutschen Leitartikler, wenn eine geklaute, unoriginelle Schlagzeile aus der Bild-Zeitung mehr ausdrückt als wohldurchdachte Kommentare? Hatten die Medien im vergangenen Jahr nichts Besseres zu bieten als einen ollen Witz, den seit dem Obama-Wahlkampf niemand mehr hören kann? Yes-we-can-Abwandlungen sind in etwa so originell, wie an Begriffe, die irgendwie mit Internet zu tun haben, „2.0“ dranzuhängen.

Diekmann kann’s egal sein. Auf Platz zwei der besten Schlagzeilen stand nämlich ebenfalls ein Bild-Titel: „Wir gegen uns“, zum Champions-League-Finale zwischen Borussia Dortmund und Bayern München. Besonders originell ist auch das nicht. Damit machte die Zeitung nämlich schon im Jahr 1990 auf, als bekannt wurde, dass die Fußballmannschaft der BRD in der EM 1992 mit der DDR in einer Gruppe spielen werde. AFRO