Sanieren als Hobby

Lutz Helmig rettet den Baukonzern Heitkamp-Deilmann-Haniel. 2000 Mitarbeiter müssen dennoch gehen

Was macht ein 60-Jähriger Chirurg mit zu viel Geld? Bauunternehmen retten, zum Beispiel. „Ich leiste mir hobbymäßig Beteiligungen“, sagt der Mediziner und Finanzinvestor Lutz Helmig über sich. Gestern verkündete er offiziell seinen Einstieg beim angeschlagenen Herner Konzern Heitkamp-Deilmann-Haniel (HDH).

Helmigs Investmentgesellschaft Aton will gemeinsam mit HDH im internationalen Berg- und Tunnelbaugeschäft expandieren. Dafür hat er eine 51-prozentige Mehrheit an der HDH-Bausparte erworben. Die gute Nachricht für die Beschäftigen lautet: HDH kann seine Rechnungen und ihre Gehälter wieder bezahlen. Die schlechte Nachricht lautet: Von jetzt noch 6.750 Mitarbeitern sollen 2.000 gehen.

Helmig gilt als öffentlichkeitsscheuer, aber erfolgreicher Manager. Sein Geld machte der Gefäßchirurg in den neunziger Jahren als Gründer der Helios-Kliniken, die er im vergangenen Dezember für die sagenhafte Summe von 1,5 Milliarden Euro an den Pharmakonzern Fresenius verkaufte. Seitdem hat er noch mehr Zeit für sein Hobby: Vor dem Einstieg bei HDH beteiligte er sich mit 25,1 Prozent an der Billigfluglinie dba.

An das Sorgenkind von HDH traut sich „Dr. Retter“ (Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung) allerdings nicht heran: Sein Engagement beschränkt sich auf die profitablere Auslandssparte, für die besonders bedrohte Dortmunder Bergbautochter Deilmann-Haniel gibt er zunächst kein Geld. Dabei hätte die eine Finanzspritze am nötigsten: Seit die Deutsche Steinkohle AG ihre Zechen schließt, ist auch die Nachfrage Bergbaumaschinen drastisch gesunken. „Ein Investor für den Mutterkonzern ist schön und gut. Viel wichtiger ist aber, dass Deilmann-Haniel wieder Aufträge bekommt“, sagt Axel Wolf von der Gewerkschaft IGBCE in Dortmund.

Um die Sanierung voran zu treiben, sollen die Mitarbeiter nach Willen der HDH-Vorstände Zugeständnisse machen. So soll der geltende Bergbau-Tarifvertrag für die 1.600 Mitarbeiter gekündigt und durch einen Haustarifvertrag ersetzt werden. IG BCE-Sekretär Wolf lehnt das ab: Die Gewerkschaft fordert statt dessen einen Verzicht auf betriebsbedingte Kündigungen und ein schlüssiges Zukunftskonzept für den Konzern. Chance zu Annäherung besteht aber schon heute: Die Konfliktparteien treffen sich zu einem Sondierungsgespräch. KAN