Was Fußball-Deutschland entgehen könnte

Ein Visum für die WM zu erhalten, ist nicht einfach. Dabei haben Flüchtlinge den Fußball bereichert

Wer ist visumpflichtig?

Von den 32 WM-Teilnehmern unterliegen elf Staaten der Visumpflicht: aus Afrika Angola, Elfenbeinküste, Ghana, Togo und Tunesien, aus Südamerika Ecuador, aus der Karibik Trinidad und Tobago, aus Asien Iran und Saudi-Arabien, aus Europa Serbien und Montenegro sowie die Ukraine. Menschen aus diesen Ländern benötigen ein Visum zur Einreise in die Bundesrepublik.

Wer erteilt die Visa?

Zuständig für die Visaerteilung sind die bundesdeutschen Auslandsvertretungen, in deren Amtsbezirk der Antragsteller wohnt. Einen Anspruch auf ein Visum gibt es nicht. Eine Ablehnung erfolgt in der Regel ohne Begründung und ist außerdem unanfechtbar.

Wer erhält ein Visum?

Das Visum darf erteilt werden, „wenn die Anwesenheit des Ausländers Interessen der Bundesrepublik Deutschland nicht beeinträchtigt oder gefährdet“ (Auswärtiges Amt). Der Antragsteller muss belegen, dass er seinen Aufenthalt selbst finanziert oder ein Gastgeber für ihn aufkommt. Auch braucht er eine Reisekrankenversicherung. Die Auslandsvertretungen müssen zudem zur „Rückkehrbereitschaft“ und „Rückkehrmöglichkeit“ des Reisenden eine positive Prognose abgeben. Das Auswärtige Amt spricht hier von „nicht einfachen und verantwortungsvollen Ermessensentscheidungen“.

Könnte wirklich jemand hier bleiben wollen?

Warum nicht? So hat Deutschlands Vorrundengegner Ecuador bereits vor WM-Beginn seine eigene Visa-Affäre am Hals: Der frühere Teamkoordinator Vinicio Luna und der ehemalige Mannschaftsarzt Patricio Maldonado sitzen im Gefängnis, weil sie Landsleute als Spieler getarnt und ihnen so illegal Visa für die USA verschafft haben. Kostenpunkt: 7.000 Euro pro Mann.

Hauen nur „Fans“ ab?

Nein. So verdankt der FC Barcelona seinen Ruhm auch und gerade Ladislao Kubala, der 1950 aus Ungarn floh, als Spieler anschließend mit den Katalanen in zwölf Jahren vier Meistertitel gewann und später die spanische Nationalmannschaft trainierte. 1999 wurde er von den Barca-Fans zum „Fußballer des Jahrhunderts“ gewählt. Oder Real Madrid: Hier zauberte nach seiner Flucht der legendären Ferenc Puskas, der 1956 nach einem Europapokalspiel von Honved Budapest in Bilbao nicht mehr nach Ungarn zurückkehren wollte. In Spanien blieben 1997 auch acht Spieler und ein Trainer der U21-Nationalmannschaft Albaniens nach Europameisterschaftsqualifikationsspielen und beantragten dort Asyl.

Und was ist mit der Bundesrepublik?

Auch die verdankt Fußballflüchtlingen einiges: Was wäre zum Beispiel die Nationalmannschaft 1974 ohne ihren Trainer, den „Zonen-Flüchtling“ Helmut Schön gewesen? Der einstige Stürmerstar des Dresdner SC, der als Spielertrainer von 1945 an zunächst die Sachsen-, dann die Ostzonenauswahl trainiert hatte, floh Anfang der 50er Jahre in den Westen. PAB/KAN