Qualifikation, die Zweite

Afrikanische Fußballfans bangen um ihre Visa für die Einreise zur Weltmeisterschaft. Es wäre nicht das erste Mal, dass eigentlich willkommene Gäste draußen bleiben müssen

VON PASCAL BEUCKER
UND KLAUS JANSEN

Grund zur Freude hatten Fans der Elfenbeinküste in diesem Jahr gleich zweimal: Erst die überraschende Qualifikation zur Fußball-Weltmeisterschaft, dann der zweite Platz beim Afrika-Cup. Doch kurz vor der WM ist vielen Anhängern, die die „Elefanten“ in ihr Quartier nach Niederkassel bei Bonn begleiten wollten, der Spaß vergangen: Nach taz-Informationen wurde etlichen von ihnen die Visa bislang für die Einreise verwehrt. „Das ist ein Riesenproblem“, heißt es aus offiziellen ivorischen Kreisen.

Es wäre nicht das erste mal, dass Ärger über die Visa-Vergabe die Stimmung bei einem Großereignis trübt. Beim katholischen „Weltjugendtag“ im Sommer vergangenen Jahres in Köln war hunderten von Pilgern aus afrikanischen Ländern, von den Philippinen und aus Haiti die Einreiseerlaubnis verweigert worden. Der Limburger Bischof Franz Kamphaus sprach damals von einem „Skandal“ und einer „Schande für unser Land“.

Die ivorische Botschaft wollte Probleme bei der Einreise gestern weder bestätigen noch dementieren. Das Düsseldorfer Generalkonsulat von Serbien und Montenegro, dem zweiten in NRW gastierenden Team mit visa-pflichtigen Anhängern, bestritt hingegen etwaige Schwierigkeiten. Vor allem aus Afrika mehren sich jedoch Berichte über lange Wartezeiten und hohe Bearbeitungsgebühren: In der Neuen Zürcher Zeitung etwa berichtet ein togolesischer Sportreporter von „Durcheinander“ in der Hauptstadt Lomé.

Die deutschen Behörden haben offenbar Angst, dass einzelne Fans den Trip nach Deutschland zum Auswandern nach Europa benutzen wollen. Deshalb wird auf die Durchsetzung der harten Einreiseregelungen (siehe unten) gepocht – und Fans wie auch Gastgeber müssen ausharren, bis alle Formalitäten erledigt sind.

„Das läuft alles etwas chaotisch. Ständig ändern sich die Listen der Gäste“, sagt Wilhelm Streb vom Stadtmarketing in Düren. Die Stadt zwischen Aachen und Köln fungiert während des Turniers als Fanquartier für mehrere hundert Gäste von der Elfenbeinküste. Wie viele es genau werden, kann Streb nicht sagen: „Da passiert vieles auf den letzten Drücker.“

Kurz vor der WM entsteht dadurch eine paradoxe Situation: Deutsche Gastgeber müssen ivorische Fans gegen deutsche Bürokratie verteidigen. Gemeinsam mit der exil-ivorischen Initiative Team Vie Sauve besorgen die Dürener Hotelreservierungen und schließen Reisekrankenversicherungen ab. Trotz der Hilfe ist jedoch klar: Der Durchschnitts-Ivorer haben es schwer, nach Deutschland zu kommen. „Es sind schon meist Leute, die dort einen guten Job oder eine gesellschaftliche Funktion haben“, sagt Streb.

Zusätzliche Mitarbeiter in Botschaften hat das Auswärtige Amt für die WM-Reisewochen nicht abgestellt. Auf ihrer offiziellen Website zur WM verspricht die Bundesregierung jedoch, dass alle Gäste „zügig und serviceorientiert ihre Einreisedokumente erhalten werden“. Zu möglichen Problemen bei der VISA-Vergabe wollte sich in Berlin gestern bis Redaktionsschluss niemand äußern.