Die Renner aus Nippon

Die Stürmer der Nationalmannschaft Japans, heute Abend in Leverkusen Gegner der Deutschen, treffen einfach zu selten. Die auffällig aufopferungsvolle Spielweise des von Zico betreuten Teams ist äußerst uneffektiv

BONN dpa ■ Für Asien-Champion Japan sind Erfolge wie beim Confederations Cup 2005 mit dem 1:0 über Europameister Griechenland oder dem 2:2 gegen Weltmeister Brasilien nur noch schöne Erinnerungen. Spätestens mit der Testpartie am Dienstag (20.30 Uhr, ARD) in Leverkusen gegen WM-Gastgeber Deutschland beginnt für das Team des brasilianischen Trainers Zico der Ernstfall. „Wir werden ein bisschen Probleme haben“, fürchtet Bundesliga-Angreifer Naohiro Takahara vor der Begegnung, die für ihn so etwas wie ein Heimspiel ist: „Deutschland ist für mich die zweite Heimat.“

Erst am vergangenen Freitag sind sie nach einem einwöchigen Trainingslager in der Nähe von Tokio in Deutschland angekommen. „Wir hatten eine gute Vorbereitung, wir haben viel probiert, aber es war auch sehr hart“, sagte der vom Hamburger SV zu Eintracht Frankfurt wechselnde Takahara nach den ersten Übungseinheiten im Bonner Sportpark Nord. Dort will Zico seinen Spielern den letzten Schliff für das Turnier geben. Takahara glaubt, dass der Härtetest gegen Jürgen Klinsmanns Team vier Tage nach der Ankunft in Deutschland nicht einfach wird: „Für uns ist es das erste Spiel hier in Europa, wir werden uns noch anpassen müssen.“

Die Mannschaft aus Japan hat aber auch Probleme grundsätzlicher Natur. Der Angriff ist der große Schwachpunkt. Trotzdem fordert Takahara die Flucht nach vorn: „Wir müssen aggressiv spielen.“ Der 26-Jährige und seine vier Kollegen im Sturm bringen es bei einer Gesamtbilanz von 157 Länderspielen lediglich auf 47 Treffer. Das Selbstvertrauen hat mittlerweile gelitten, das 0:0 gegen Schottland am 13. Mai war gewiss keine Offenbarung. Nun wollen die Japaner neuen Mut fassen.

„Gegen Deutschland ein Sieg – das würde uns sehr viel Selbstvertrauen geben“, sagte Verteidiger Koji Nakata vom FC Basel nach dem ersten Training auf deutschem Boden. Aber auch in der Defensive gibt es Probleme. Bei hohen Flankenbällen und gegen kopfballstarke Konkurrenten sieht die japanische Hintermannschaft oft nicht gut aus. Team-Kapitän Tsuneyasu Miyamoto vom J-League-Club Gamba Osaka glaubt: „Das wird viel Arbeit für unsere Defensive, wir müssen uns psychisch gut auf das Spiel gegen Deutschland einstellen.“

Herzstück der „Samurai-Blues“, wie die Japaner wegen ihrer blauen Trikots und ihrer kämpferisch-aufopferungsvollen Einstellung auch genannt werden, ist das Mittelfeld. Die Dreier-Reihe mit Superstar Hidetoshi Nakata (Bolton Wanderers), Shunsuke Nakamura (Celtic Glasgow) und Shinji Ono (Urawa Reds) gilt als die beste Asiens. Nakata/Nakamura werden daheim als „Naka-Naka“-Verbindung bezeichnet, was auf Deutsch so viel wie „toll“ oder „sehr gut“ bedeutet.

Zico, der selbst nie mit Brasilien Weltmeister war und auch nach 15 Jahren Aufenthalt in Japan die Landessprache nicht beherrscht, ließ sich in Bonn nicht in die Karten blicken. Als sein bevorzugtes System gilt das 4–4–2. Doch eines ließ der 53-Jährige schon nach der Landung in Frankfurt am Main unmissverständlich wissen: „Wir sind nach Deutschland gekommen, um zu siegen.“