IN PIRATENMANIER
: Fup, der Meisterdieb

„Ich bin hier! Es gibt noch Zimtschnecken!“

Vielleicht haben die vielen Räuber- und Piratengeschichten doch mehr Einfluss auf Fup, als ich bisher angenommen habe. Oder es liegt an den Genen. Auch das wäre jedenfalls eine Erklärung, denn es ist zwar schon ein bisschen her, aber es gab eine Zeit, in der ich ein Meisterdieb war. Aber nur ein kleiner. Ich hole Fup vom Kinderladen ab, und da er zimtschneckenabhängig ist, stürmt er „Monsieur Imbrahim“ und verlangt in Piratenmanier nach einer Zimtschnecke. Er sitzt am Fenster und stopft sich die Zimtschnecke in den Mund. Draußen sieht er einen Freund. Er hüpft vom Barhocker herunter, reißt die Tür auf und schreit: „Hallo! Ich bin hier! Es gibt noch Zimtschnecken!“, als hätte er gerade einen Goldschatz entdeckt, den es mit seinem Kumpel zu heben gälte.

Aber nicht nur Zimtschnecken sind für ihn Gold wert, sondern auch kleine Spielzeugautos. Ich verstehe diese Leidenschaft nicht, und schon gar nicht habe ich einen Überblick über die inzwischen stattliche Sammlung an den unterschiedlichsten Modellen. Wenn ich ihn frage, woher dieses Auto schon wieder herkomme, sagt Fup meistens, er hätte es sich ausgeliehen und er würde es wieder zurückgeben. Vom Ausleihen aber wissen seine Kumpels meistens nichts, und man kann nicht behaupten, dass er viel Engagement aufbringt, um die Autos ihren rechtmäßigen Besitzern zurückzugeben.

Manchmal, wenn seine Kumpels ihn besuchen, fliegt die Sache auf, aber das stört ihn nicht. Er bleibt eisern bei seiner Version. Oder anders ausgedrückt: Er lügt, dass sich die Balken biegen. Aber er hat auch eine andere Strategie auf Lager. Vom Kinderladen zu Hause angekommen, greift er in seine Jackentasche und zieht ein Auto heraus. Dann noch eins. Und noch eins. Und ein viertes auch noch. Dabei sieht er mich an und sagt mit Unschuldsmiene: „Weißt du, wie die Autos in meine Tasche gekommen sind?“ KLAUS BITTERMANN