Vor Ort
: SEBASTIAN HEISER über störende Zivilpolizisten bei einer Sitzung des Senats der FH Köln

Auch Polizisten protestieren gelegentlich gegen Studiengebühren. Zumindest in Köln, so geschehen am Montag. An diesem Tag entscheidet das höchste Gremium der Fachhochschule, der mehrheitlich mit Professoren besetzte Senat, über die Studiengebühr. Vor der Tür stehen 250 wütende Studierende mit Trillerpfeifen und Transparenten und eine Hundertschaft der Polizei. Eine kleine Gruppe von 20 Studis darf als Zuschauer die Sitzung beobachten. Da sie aber kein Rederecht haben, beginnen sie mit subtilen Störungen: Stühlerücken, Naseputzen, Klatschen an den falschen Stellen.

Was sie zu diesem Zeitpunkt noch nicht wissen: Mitten unter ihnen sitzen auch zwei Polizisten, die statt mit einer Uniform mit Jeans und Kapuzenpullover bekleidet sind. Die beiden machen nicht nur bei allen Störungen der Studierenden mit, sondern heizen auch selbst die Stimmung an: „Wir gehen hier nicht freiwillig raus“, ruft einer der beiden Polizisten laut in die Sitzung herein. „Wir lassen uns nur heraustragen.“ Auf Grund der Störungen und Zwischenrufe beschließt der Senat, die Studierenden von der Sitzung auszuschließen. Und zwar ohne zu wissen, dass die Störungen auch von Zivilpolizisten ausgingen und angestachelt wurden. „Da saßen nur unsere Studierenden“, glaubt FH-Sprecherin Petra Schmidt-Bentum. Alles andere sei „Blödsinn“.

Doch die Zivilpolizisten enttarnen sich am Ende selbst. Die Studierenden ziehen, nachdem sie von der Sitzung ausgeschlossen wurden, zum Hauptgebäude der FH in der Kölner Südstadt. Dort brechen sie die Tür zum Büro von Rektor Joachim Metzner auf und besetzen mit etwa 60 Personen die Räume. Acht Zivilpolizisten, darunter auch die beiden aus der Sitzung, stehen jetzt vor dem Raum. „Die haben versucht, sich so unauffällig zu verhalten, dass es schon auffällig war“, sagt ein Student.

So langsam kommt man ins Gespräch miteinander. Ein Student fragt provozierend: „Was muss man eigentlich machen, um zur Polizei zu kommen.“ Antwort: „Da müssen Sie unsere Kollegen fragen.“ Die Stimmung wird lockerer. Eine kleinere Gruppe von drei Zivilpolizisten spricht schließlich mit einigen Studierenden. Ihr Auftrag sei, sich unter die Leute zu mischen und dort „Stimmung zu machen“, um zu sehen, wie gewaltbereit die Studierenden seien. Sie würden auch selbst zum Beispiel Rangeleien mit Kollegen in Uniform beginnen mit der Absicht, dass Studierende mitmachen und es so einen Anlass gibt, diese in Gewahrsam zu nehmen. Sobald ein Zivilpolizist in der Szene bekannt sei, ziehe er wieder Uniform an und ein Kollege übernehme seinen Job: „Jeder darf mal den Spaß haben.“

Die Pressestelle der Kölner Polizei teilt auf Anfrage der taz mit, zur eigenen Einsatztaktik wolle man sich nicht öffentlich äußern. Der Senat der Kölner Fachhochschule beschließt nach dem Ausschluss der störenden studierenden Polizisten von der Sitzung Studiengebühren in Höhe von 500 Euro pro Semester. Die Besetzung des Rektorates wird noch am Abend durch einen Polizeieinsatz beendet.