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: Volksvertreter vertreten das Volk

An der Regierung sind die NRW-Grünen nicht mehr. Vielleicht ist es ja deshalb die Sehnsucht nach der großen, staatsmännischen Bühne, die Vertreter der Oppositionspartei nach kostenlosen Karten für den FIFA World Cup greifen lässt. CDU, FDP und SPD geben Zweifel und Skrupel vor – und eiern herum, wenn es darum geht sich zu der Großveranstaltung einladen zu lassen. Grüne Spitzenpolitiker blockieren dagegen ungeniert einige der besten Plätze in den WM-Stadien Dortmund, Gelsenkirchen und Köln. Das ist ein höchst seltsames Verhalten für eine Partei, die Verbraucherschutz und Obrigkeitsferne für ihre Kernkompetenzen hält.

KOMMENTAR VON MARTIN TEIGELER

Bei ihrer Zusage an das WM-Organisationskomitee gehen die Grünen über das orwellsche und verbraucherfeindliche Ticketsystem mit staatsmännischer Geste hinweg. Die „Basis“, um im Jargon der Grünen zu bleiben, hatte es da ungleich schwerer, an die begehrten Eintrittskarten zu kommen. Ganz normale Fußballfans mussten ihre Personalausweisnummer und persönliche Daten angeben, um sich auch nur als Zuschauer bewerben zu dürfen für das Großereignis. Ausgespäht und ausgefragt, wurden dennoch Millionen von Bewerbern von den WM-Organisatoren abgewiesen.

Für die nordrhein-westfälischen Politikerinnen und Politiker der im Landtag vertretenen Parteien ist dagegen offenbar genug Platz auf den Haupttribünen und in den Ehrenlogen. Ganz unlogisch ist die Einladung an die NRW-Parlamentarier aber nicht: Die Volksvertreter sind ja schließlich dazu da, das Volk zu vertreten. Wenn das gemeine Fußballvolk nicht reingelassen wird, finden wenigstens die Volksvertreter Einlass. Der Fußball als repräsentative Demokratie eben. Vielleicht helfen diese Sonderrechte der NRW-Abgeordneten wenigstens dabei, den Job des Politikers wieder attraktiver zu machen. Empfehlung an junge politikverdrossene Menschen: Werdet Politiker, dann kommt Ihr auch ins Stadien bei der nächsten WM oder EM in Deutschland!