Springers Zwillen

GAZA-KONVOI Schicksal der 15 mitgereisten JournalistInnen unklar

Die Hilfsorganisation Reporter ohne Grenzen (www.rsf.org) hat eine Liste von JournalistInnen veröffentlicht, die an Bord des von israelischen Spezialeinheiten aufgebrachten Hilfskonvois für Gaza waren. Mindestens 15 waren an Bord der Schiffe, ob die im Zuge der laufenden Abschiebung von in Israel zunächst internierten AktivistInnen in ihre Heimatländer ebenfalls freikommen, war gestern bis Redaktionsschluss dieser Seite unklar.

Laut ROG kommen die Journalisten aus Bulgarien, Kuwait, Pakistan, Australien, der Türkei und vom TV-Sender al-Dschasira (Quatar). Ein freier Mitarbeiter der FAZ ist auch darunter.

Springer hat niemanden geschickt, doch für Bild ist wie immer alles klar: „Waffen an Bord der Hamas-Helfer“ titelte das Blatt gestern, neue Videos der israelischen Militäraktion bewiesen, dass die „Friedensaktivisten“ auf dem angeblichen „Hilfskonvoi“ mit Zwillen, Glasmunition, Stahlrohren, Reizgas, Äxten und – schließlich handelt es sich um Islamisten – „Krummdolchen“ bewaffnet waren.

Die publizistische Verteidigung Israels gehört zu den Unternehmensgrundsätzen, entsprechend schwierig verhält es sich mit Springers Medien auch dieses Mal: Natürlich wird auch sachlich-nüchtern über die Kritik am Angriff auf den Konvoi berichtet. Doch der Ton bleibt unterschwellig tendenziös. Dass „diese Flotte im Grunde ein politisch motiviertes Medienereignis“ sei, „organisiert von Anti-Israel-Aktivisten und extremen Islamisten unter einem Vorwand, den die Organisatoren als humanitäre Aktion darstellen wollen“, steht in einem Bericht der israelischen EU-Mission. Er wird auf welt.de in die meisten Beiträge zum Thema eingebettet und diente auch als Hauptthesengeber für den Leitartikel am Dienstag. Online langt die Welt sogar noch etwas härter hin: Michael Wolffsohns Artikel „Was ‚Exododus‘ und ‚Marmara‘ verbindet“, läuft im Netz unter „Das Propaganda-Vorbild der ‚Friedens-schiffer‘ “. STG