Seeadler-Export aus dem hohen Norden

ARTENVIELFALT Kraniche nehmen zu, Graureiher und Rebhühner ab, Rehe und Wildschweine vermehren sich enorm. Das belegt der neue Jagd und Artenschutzbericht Schleswig-Holsteins

„Veränderter Lebensraum durch Wandel in der Landwirtschaft ist eine Gefahr“

ROBERT HABECK, UMWELTMINISTER

Die Bestände der Seeadler und Kraniche haben sich erholt, dafür verschwinden Rebhühner und Fasane immer mehr aus der Landschaft, die Zahl an Wildschweinen und Rehen wächst beständig. Im vorigen Jahr schossen Jäger in Schleswig-Holstein auch schon mehr als 1.500 der sich zunehmend ausbreitenden Marderhunde ab, nachdem es zehn Jahre zuvor unter 50 waren. Das geht aus dem neuen Jagd und Artenschutzbericht hervor, den Umwelt und Landwirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) am Montag in Kiel vorgestellt hat.

Als Erfolge hob Habeck die Entwicklung bei Kranichen und Seeadlern hervor. So stieg die Zahl der Brutpaare bei Kranichen seit 2005 von knapp 200 auf etwa 420. Die Renaturierung von Feuchtgebieten trug dazu ebenso bei wie Schutzmaßnahmen und die Anpassung der Vögel an die Kulturlandschaft. Bei Seeadlern wurden 2003 nur 39 Brutpaare gezählt, zuletzt waren es 73. „Wir sind zu einem Seeadler-Exportland geworden“, sagte Habeck. Bei Wiesenvögeln, Schleiereulen und Graureihern sowie vielen Niederwildarten hält dagegen der Negativtrend an. „Der veränderte Lebensraum durch den Wandel in der Landwirtschaft ist für viele Arten eine Gefahr“, sagte Habeck. Seit Jahren gehen die Jagdstrecken bei Feldhasen und Fasanen zurück. Die Rebhühner sieht Habeck an der Grenze zur Gefährdung.

Beim Schalenwild hingegen werden die Jagdstrecken von Jahr zu Jahr größer, so auch bei Wildschweinen. Von knapp 5.800 Tieren 2000/01 stieg die Zahl bis 2012/13 auf mehr als 14.700. Zudem dokumentierten 11.000 Stück Damwild und 56.000 erlegte Rehe ebenfalls die hohen Bestände, die in den vergangenen vier Jahrzehnten deutlich stiegen. Diese Tiere profitieren offenkundig vom Landschaftswandel.

Doch es gibt Kehrseiten. So sind die Verbissschäden in den Wäldern enorm. Zudem stieg in 2012/13 die Zahl der Wildunfälle auf 12.818.  (dpa)