Die Tuareg-Rebellen wollen wieder zu den Waffen greifen

MALI Teile der Befreiungsbewegung MNLA kündigen Waffenstillstand auf. Das Abkommen ist unpopulär

COTONOU taz | Seit dem Wochenende ist es wieder ruhig um die Stadt Kidal geworden. In Mali beherrscht stattdessen der inhaftierte Putschistenführer General Amadou Haya Sanogo die Schlagzeilen. Nach dem Willen seiner Anhänger soll er unverzüglich freigelassen werden. Doch wenn die Nationale Befreiungsbewegung von Azawad (MNLA) tatsächlich wahr macht, was Teile der Gruppe am Freitag angekündigt hatten, dann könnten Malis Norden wieder einmal schwere Zeiten bevorstehen.

Zumindest Teile der MNLA hatten Ende vergangener Woche bekannt gegeben, dass sie sich nicht mehr an den im Juni geschlossenen Waffenstillstand halten wollen. Eine offizielle Stellungnahme auf der sonst sehr aktuellen Homepage hat es aber zunächt nicht nicht gegeben.

Grund für die Entscheidung dafür waren offenbar Demonstrationen in Kidal, der letzten Hochburg der Tuareg-Rebellen. Aus deren Perspektive hatten MNLA-Anhänger friedlich gegen die malische Präsenz in Azawad – so bezeichnen sie den Norden – demonstriert und den Besuch von Premierminister Oumar Tatam Ly verhindert. Doch dann hätte die Armee auf Frauen und Kinder geschossen und mehrere Menschen verletzt. Das war wohl ein willkommener Anlass, das ohnehin schon unpopuläre Abkommen aufzukündigen.

Das ist allerdings nicht zum ersten Mal geschehen. In den vergangenen Wochen hatten Teile der MNLA gerne damit gedroht, aber nie Ernst gemacht. Vor der Präsidentschaftswahl Ende Juli betonte die Führungsriege mit viel Nachdruck, man wolle sich selbstverständlich an den Waffenstillstand von Ouagadougou halten. Damals klappte das auch.

Gewalt um Kidal nimmt zu

Doch seitdem hat sich wenig in Malis Norden getan. In den vergangenen Wochen hat es zwar mehrfach Konferenzen und Gespräche gegeben, um eine Versöhnung auszuhandeln. Aber eine nachhaltige Lösung scheint nicht in Sicht zu sein. Sie gilt auch deshalb als schwierig, weil zumindest Teile der MNLA weiter auf einem unabhängigen Azawad bestehen. Doch schon im Wahlkampf betonte der neu gewählte Präsident Ibrahim Boubacar Keita, dass Mali unteilbar sei.

Seitdem hat die Gewalt vor allem rund um Kidal wieder zugenommen. Besonders deutlich zeigte dies der Tod zweier französischer Journalisten am ersten Novemberwochenende. Sie wurden von Mitgliedern des Terrornetzwerks al-Qaida überwältigt und wenige Stunden später erschossen – trotz der Präsenz der malischen Armee. KATRIN GÄNSLER

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