Immer mehr Menschen brauchen die Tafeln

ARMUT Eine Million Menschen benötigen Lebensmittelspenden. Tafeln fordern Armutsbeauftragten

BERLIN taz | Die Finanz- und Wirtschaftskrise macht auch vor den Lebensmitteltafeln nicht halt. „Der Kuchen, der zu verteilen ist, wird kleiner“, stellte am Mittwoch Hans Mengeringhaus, stellvertretender Vorsitzender des Bundesverbands Deutsche Tafel e.V., in Berlin fest. Es seien zwar gleich viel oder zum Teil sogar mehr Lebensmittel gespendet worden, doch die Zahl der Tafelnutzer steige schneller als das Spendenaufkommen, erklärte Gerd Häuser,Vorstandsvorsitzender der Tafel-Bewegung.

Bundesweit existieren 872 Tafeln, bei denen vor allem Lebensmittel, aber auch Bücher und Kleider gegen einen symbolischen Obulus an rund eine Million Bedürftige, das heißt Transferleistungsbezieher, abgegeben werden. Allein in den letzten 12 Monaten hat es 24 Tafelneugründungen gegeben. Die Spenden, die rund 40.000 ehrenamtliche Helfer verteilen, stammen vor allem aus dem Einzelhandel oder aus der Lebensmittelindustrie. Daneben fließen der Tafel Geldspenden zu.

„Wir haben immer mehr Vollzeitbeschäftigte, deren Lohn nicht mehr für das Existenzminimum ausreicht und die zur Tafel kommen“, erklärte Mengeringhaus. Zudem gebe es immer mehr Kinder und Jugendliche, die die Tafeln nutzten. Häuser forderte die Politik auf, auf Kürzungen bei den Leistungen des Arbeitslosengelds II zu verzichten, ein kostenloses warmes Mittagessen für bedürftige Heranwachsende anzubieten und einen Beauftragten für Armutsbekämpfung zu ernennen. EV