Frau Schwesig schweigt elegant

KOALITION SPD-Vizechefin Manuela Schwesig gilt als Anwärterin auf das Amt der Familienministerin. Doch bis zum Mitgliedervotum gilt das Schweigegelübde

BERLIN taz | „Die Zustimmung wächst“, sagt Manuela Schwesig mit fester Stimme. Die stellvertretende SPD-Vorsitzende hat ins Willy-Brandt-Haus eingeladen, um mit Medienvertretern über das „Thema Mitgliedervotum sowie Frauen, Familie und Gleichstellung im Koalitionsvertrag“ zu sprechen. Die Zustimmung, von der Schwesig berichtet, meint jene zum Koalitionsvertrag, den die Sozialdemokraten dieser Tage auf Regionalkonferenzen diskutieren. „Es läuft überall gut und positiv“, weiß Manuela Schwesig zu berichten, unter den Genossen gebe es „ein kritisches Interesse“.

Ein anderes Interesse hingegen kann Schwesig nicht befriedigen. Wird sie die nächste Familienministerin? Die 39-Jährige gilt gesetzt als Mitglied einer künftigen schwarz-roten Bundesregierung. Sie könnte die Nachfolgerin von CDU-Familienministerin Kristina Schröder werden. In den Koalitionsverhandlungen fiel Schwesig durch Renitenz auf, auch wenn das Ergebnis bei der Familien- und Gleichstellungspolitik eher mager ausfiel. Das Betreuungsgeld bleibt, und beim Adoptionsrecht für homosexuelle Paare wartet Schwarz-Rot lieber das Urteil aus Karlsruhe ab.

Es ist bemerkenswert, dass Schwesig sich zu parteiinternen und familienpolitischen Themen äußert – aber sämtliche Fragen zur Postenvergabe an Sozialdemokraten ein ums andere Mal elegant als nicht beantwortbar zurückweist. Und das, obwohl Parteichef Sigmar Gabriel gerade deutlich gemacht hat, dass die Ministerposten der SPD in der Großen Koalition zur Hälfte von Frauen besetzt werden. Bei sechs Ressorts wären das drei Ressortchefinnen. Namen und Zuschnitte will man jedoch erst nennen, wenn die Parteimitglieder dem Koalitionsvertrag zugestimmt haben.

Neben Schwesig dürfte Generalsekretärin Andrea Nahles als Bundesministerin gesetzt sein. Auch Exjustizministerin Brigitte Zypries werden gute Chancen auf einen Posten eingeräumt, ebenso wie Bundesschatzmeisterin Barbara Hendricks. Sie würde als Nordrhein-Westfälin zudem den Länderproporz erfüllen. Klar ist jedenfalls, dass die SPD nicht nur Männer, sondern auch Frauen an der Spitze präsentieren will und muss. Eine Sorge, die die Union nicht kennt. Ihre Frontfrau hieß und heißt Angela Merkel. ANJA MAIER