Die Chill-out-Pastorin

Der Blazer sitzt maßgeschneidert, das blonde Haar glänzt und die Mimik ist kontrolliert. Wäre da nicht diese randlose Brille und der verständnisvolle Tonfall, dann könnte Nora Steen, 37, eine Sprecherin der Tagesschau sein. Ist sie aber nicht. Steen ist gelernte evangelische Pastorin und ihr Format im Fernsehen ist das „Wort zum Sonntag“.

Am Samstag war ihr Thema im „Wort zum Sonntag“ der Advent, weil sie mit dem in diesem Jahr Schwierigkeiten habe. Der Advent schaffe es nicht, ihr Herz zu wärmen. Der Duft nach „Zimt, Spekulatius und Bienenwachs“ lasse sie kalt. Der Zauber, den sie als Kind erlebt habe mit Türchen und Glöckchen, bliebe ihr als Erwachsene verwehrt. Die Lösung: „Nicht alles selbstverständlich nehmen. Und mal anhalten. Nichts tun. Die Füße hochlegen. In eine Kerze schauen.“

Was Steen bei ihrem „Wort zum Sonntag“ nicht erwähnte, das war die religiöse Bedeutung des Advent, also die Erwartung der Ankunft Jesu Christi. Dem Geschäftsführer des konservativen Christlichen Medienverbundes KEP, Wolfgang Baake, stieß das übel auf. Frau Steen habe die Möglichkeit in den Wind geschlagen, „einem Millionen-Publikum zu erklären, was Advent bedeutet“. Folge man ihren Ausführungen zum Advent, dann könnten die kommenden Wochen auch „Wellness- und Gourmetwochen“ genannt werden.

Steen erwidert, ihr „Wort zum Sonntag“ habe sich „vor allem an die vielen kirchenfernen Zuschauer“ gerichtet, denen sie „einen niedrigschwelligen Zugang zum Thema der Erwartung der Ankunft des Gottessohnes ermöglichen wollte“. Es tue ihr leid, dass sie damit die Erwartung einiger Christen enttäuscht habe. Sie werde dies in ihrer künftigen theologischen Arbeit bedenken.

Zu der gehört vor allem die Leitung des „Hauses der Stille“ im Kloster Wülfinghausen bei Hannover. 2014 gibt es dort zum Beispiel einen „Oasentag“, die Veranstaltung „Auftanken – Kloster-Wochenende“ oder auch „Reiter-Exerzitien“ für Menschen, die „mit dem Pferd zu sich selber finden“ wollen.  KLI