Gefilterte Träume

TRASH Es gibt Filme, die sind für’s Programmkino zu schräg, aber trotzdem gut. Gezeigt werden einige davon beim Phantastival im Bremer City 46

Genrefilme findet man in den Programmen von Kommunalkinos eher selten. Denn diese wollen ja eher die Filmkunst fördern und werden oft von Leuten betrieben, die über Horror-, Science-Fiction- und Trashfilme die Nasen rümpfen. Als Gegengewicht dazu gründete Alfred Tews vom Bremer Kommunalkino City 46 das Phantastival, das nichts mit der kommerziellen Veranstaltung zu tun hat, die jedes Jahr in Hamburg, Berlin und München stattfindet und einen ähnlichen, aber anders buchstabierten Namen trägt.

Dieses Festival ist bescheidener: Gezeigt werden meist Fundstücke, die sonst kaum auf einer großen Leinwand laufen. Es gab Jahre, in denen nur Animationsfilme oder Gruselwerke aus Japan gezeigt wurden. Ferner gibt es mindestens einen analytischen Vortrag.

Dieser wird in diesem Jahr von Georg Seeßlen gehalten, der schon 1991 beim ersten Phantastival für die filmtheoretische Metaebene sorgte. Diesmal spricht er über „Stanislaw Lem und das Kino“, und als Belegfilm dafür wird „The Congress“ von Ari Folman gezeigt, der sehr frei auf dem Roman „Der futurologische Kongreß“ des polnischen Schriftstellers beruht.

Neun Filme und ein Kurzfilmprogramm werden von heute bis Sonntag vorgeführt, darunter immerhin eine Weltpremiere. Keiner hat in Deutschland Genrekino und Kunst so souverän verbunden wie Jörg Buttgereit. Mit „Kannibale und Liebe“ hat er zuerst ein Theaterstück über den „Schlächter von Plainfield“ inszeniert und daraus dann einen Film gemacht, der am Samstag im City 46 zum ersten Mal vor Publikum gezeigt wird.

In diesem Jahr besteht das Programm überwiegend aus Horrorfilmen. So bedrohen schreckliche Gestalten einen Wildbiologen in einem Wald in dem italienischen Film „Across the River“. In „The Rambler“ aus den USA versucht ein Wissenschaftler, Träume aus menschlichen Gehirnen zu filtern, die sich dann in Albträume verwandeln. Und „Der Apostel“ aus Spanien ist ein Puppentrickfilm, bei dem ein Flüchtling in ein Dorf kommt, in dem die Zeit stehen geblieben zu sein scheint.

Alle paar Jahre kommt aus Japan eine neue Adaption von einem Märchen der Gebrüder Grimm. Interessant sind dabei immer die Reibungen zwischen der uns so vertrauten Quelle und der oft sehr exotischen Umsetzung. In „Red Sword“ ist Rotkäppchen etwa eine Schwertkämpferin, die ein Wolfsrudel jagt, das sich in Highschool-Lehrer verwandelt. Aus Japan kommt auch der Manga „Evangelion 2.22“, in dem ein 14-Jähriger einen Kampfroboter steuert, der gegen Engel kämpfen soll.  HIP

Phantastival: 5. bis 8. Dezember, City 46, Bremen