Depenbrock spricht

Neuer Chefredakteur der „Berliner Zeitung“ kritisiert eigene Verlagsspitze und droht mit Kooperation

Ein „exotischer Einstand“ sei das schon gewesen, ließ der neue Chefredakteur der Berliner Zeitung, Josef Depenbrock, gestern via Deutschlandradio Kultur die Nation wissen. Und wunderte sich über das Vorgehen der eigenen Verlagsspitze: dass seine Ernennung am Tag bekannt gegeben wurde, „an dem über das geplante Redaktionsstatut“ verhandelt wurde, habe „die Lage unnötig verschärft“, so der vom Boulevardblatt Hamburger Morgenpost nach Berlin Wechselnde.

Depenbrock war am Montagnachmittag der verdutzten Redaktion als Nachfolger von Uwe Vorkötter präsentiert worden, der wegen Unstimmigkeiten mit den neuen Eigentümern des Berliner Verlags im Juli zur Frankfurter Rundschau wechselte. Berliner Zeitung wie Hamburger Morgenpost gehören zur deutschen Zeitungsholding des britischen Medienunternehmers David Montgomery. Die Redaktion hatte aus Protest nur eine zwölfseitige Notausgabe produziert. Sie fordert die Verabschiedung eines Redaktionsstatuts, das auch ein Veto-Recht bei der Besetzung der Chefredaktion vorsieht. Diese für Montag angesetzten Verhandlungen waren durch Depenbrocks Ernennung geplatzt.

„Es wäre klüger gewesen, erst mit der Redaktion zu sprechen“, so Depenbrock, der auch der Verlagsgeschäftsführung angehören wird. Kritik an dieser Doppelfunktion wies der neue Geschäftsredakteur zurück: „Ich bin zu 98 Prozent Chefredakteur.“ Depenbrock kündigte an, dass es künftig Kooperationen zwischen den Berliner Titeln und der Hamburger Morgenpost geben werde. STG