sichtet die sozialen Bewegungen in der Stadt

JÖRG SUNDERMEIER

Morgen gibt es gleich zwei Termine von einiger Relevanz: Da wäre zum einen die Kundgebung am U-Bahnhof Frankfurter Tor in Friedrichshain (18 Uhr) gegen eine Nikolaus-Demo von ganz besonders merkwürdigen Weihnachsmännern. Unter dem Motto „Kultur erhalten – Kein Verzicht auf Weihnachten zugunsten von Muslimen“ wollen offenkundige Rassisten gegen Muslime im Allgemeinen und gegen das Flüchtlingscamp auf dem Oranienplatz im Besonderen protestieren. Und sowieso gegen alles, was sie für ein undeutsches Kulturelement halten. Und das ebenfalls und zur selben Uhrzeit am Frankfurter Tor. Dem stellt sich selbstredend eine breite Masse von Demonstrant_innen entgegen, die die Initiative gegen Rechts Friedrichshain-Kreuzberg mobilisiert.

Im Versammlungsraum des Mehringhofs (Gneisenaustraße 2a, 19 Uhr) wird nahezu zeitgleich über digitale Überwachung und Repression gesprochen und auch darüber, wie man sich dagegen wehren kann. Das Handy, der Rechner, die Kamera, die Krankenkassenkarte, die Kundenkarte und viele andere Dinge sind schon mit dem Internet vernetzt und deren Daten sind für Hacker_innen einsehbar, mit Neuentwicklungen wie dem Google Glass und anderen Gadgets wird die Überwachungsmöglichkeit eher erweitert als verringert. Und wie wir wissen, kooperieren viele Anbieter für Social Media mit staatlichen Stellen. Wie also kann man sich dem entziehen, wenn man gleichzeitig nicht zur Einsiedelei zurückkehren möchte? Aluminiumpapierhüte auf dem Kopf? Hier werden sicher vernünftigere Vorschläge ausgetauscht.

Am Montag dann wird, ebenfalls im Versammlungsraum des Mehringhofs (Gneisenaustraße 2a, 19 Uhr), ein offenes Treffen für Selbstorganisierung stattfinden. Wer eine herrschaftsfreie, emanzipatorische Gesellschaft will, muss sich umtun – denn nirgends lebt man so. Was also tun? Auch hier: Einsiedelei oder Aluminiumpapierhüte auf dem Kopf? Autarkieversuche in abgelegenen Gebieten ohne Verkehrsanbindung? Was können Kooperationsversuche gleich welcher Art, seien es Kommune, Cooperative oder Genossenschaft, bringen? Das soll hier, wenn möglich unter Einbringung eigener Erfahrungen, diskutiert werden.

Am Mittwoch schließlich wird in der Baiz (Christinenstraße 2, 19 Uhr) über den alten Erzanarchisten Albert Camus geredet, der ja bekanntlich? – halt, stopp, der Literaturnobelpreisträger Camus, der 1913 geboren wurde und mit nur 46 Jahren verstarb, war Anarchist? Ja, sagen die Veranstalter_innen. Und weisen dabei auf das hin, was in allen Lobhudeleien nicht steht.