BUCHVORSTELLUNG
: Befreiungsgrenzen

Während die einen sich in Südafrika auf die nächste Woche beginnende Fußball-WM vorbereiten, demonstrieren andere unvermindert gegen ihre Ausgrenzung aus städtischem Glanz und für akzeptable Behausungen mit Strom und ein funktionierenden Abwassersystemen. Obwohl nach dem Ende der Apartheid der politisch-soziale Transformationsprozess des Landes zunächst als Erfolgsgeschichte unter dem Stichwort „Rainbow Nation“ erschien, wartet der größte Teil der schwarzen Bevölkerung weiter auf eine grundlegende Verbesserung der eigenen Lebenssituation. Lange noch werden die vom „rassifizierten“ Kapitalismus, dem Rückgrat von Kolonialismus und Apartheid, produzierten gesellschaftlichen Spannungen und Ungleichheiten Alltag und Lebensweisen am Kap bestimmen. Der regierende ANC hat das bislang nur wenig ändern können: statt auf Umverteilung hat er auf neoliberale Politikkonzepte gesetzt und durch Privatisierungs- und Sparpolitik die soziale Krise wie auch die Krise der traditionellen politischen Vertretungsstrukturen verschärft– die Befreiungsbewegung ist Establishment geworden. Vor diesem Hintergrund haben sich soziale Widerstandsformen der Armen entwickelt, die an die politischen Traditionen der Anti-Apartheid-Kämpfe anknüpfen. Beleuchtet werden die neuen und alten Konflikte im Sammelband „Südafrika Die Grenzen der Befreiung“ (Assoziation A, 264 S., 16 Euro), in dem AktivistInnen über ihre Erwartungen an das Ende der Apartheid, ihr Verhältnis zum ANC und die politische Perspektive der Linken sprechen. Am Dienstag stellen Jens Erik Ambacher und Romin Khan ihr Buch vor. MATT

■ Di, 8. 6., 19.30 Uhr, Centro Sociale, Sternstraße 2