KOMMENTAR: PETRA SCHELLEN ÜBER KRITIK AN KÄSSMANN
: Warum eigentlich verkriechen?

Eigenartig, dass Jantzen mit seiner Kritik erst jetzt herausrückt

Jetzt hat er also Zurückhaltung gefordert, weniger Medienpräsenz – und überhaupt: mehr Ruhe für den Nachfolger. Klarer kann sich Interims-Bischof Hans-Hermann Jantzen kaum von der wegen Alkohols am Steuer zurückgetretenen Margot Käßmann distanzieren.

Das ist sein gutes Recht. Zeitpunkt und Vehemenz allerdings befremden: Nicht nur, dass Käßmanns Rücktritt von allen Ämtern schon gut ein Vierteljahr zurückliegt. Eigenartig auch, dass er gegen die „Gesetze des Medienmarkts“ Argumente bringt, die gar nicht tragen: So will er energischen theologischen Widerspruch gegen die medial geförderte öffentliche Meinung, einzig von der persönlichen Authentizität des Absenders hänge es ab, ob eine Botschaft ihre Adressaten finde. Nun sprechen einerseits die – unter anderem – wegen wenig aufregender Predigten leeren Kirchen eine andere Sprache. Und zudem ist nicht einzusehen, warum für Kirchenvertreter andere Regeln gelten sollten als für alle anderen: Wie will ein Pastor denn das Volk erreichen, das der Kirche ja zunehmend fernbleibt, wenn nicht über die Medien? Wie anders als etwa durch Auftritte in Talkshows kann eine Bischöfin sich zeigen und ihre Inhalte vermitteln – und dass sie sich nicht für etwas Besseres hält als ihre Gläubigen? Von abgehobenem Personenkult ist auch in der Bibel nirgends die Rede.

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