Der Austreter

Wenn in den letzten 50 Jahren vom Bremer Filz die Rede war, dann war immer auch der SV Werder Bremen ein Teil dieses strapazierfähigen Gewebes. Ob Stadionausbau oder Stadtentwicklung – der Verein war immer so gut „vernetzt“, dass seine Interessen nicht zu kurz kamen. Einer der beiden grün-weißen Großfunktionäre pendelte sogar beruflich lange Zeit zwischen Regierungspartei und Verein: der Aufsichtsratsvorsitzende Willi Lemke war erst Landesgeschäftsführer der SPD, dann Werder-Manager und krönte seine politische Laufbahn schließlich als Bremer Senator.

Der andere der beiden großen Strippenzieher, Präsident Klaus-Dieter Fischer, bekleidete nie ein hohes Parteiamt. Und einfaches Mitglied ist er seit gestern auch nicht mehr. Mit lautem Knall gab er nach 50 Jahren sein Parteibuch zurück. „Ausgerechnet die SPD-Landtagsfraktion des kleinsten Bundeslandes beschließt nahezu einstimmig einen populistischen Prüfantrag zur Übernahme der Polizeikosten bei Bundesligaspielen“, begründete er diesen Schritt auf der Werder-Homepage. Die weiteren Passagen der Begründung zeigen, dass Fischer den Vorstoß seiner ehemaligen Parteifreunde durchaus persönlich nimmt.

„Werder Bremen zeigt nachweislich das größte soziale Engagement in der Bundesliga, finanziert die intensivste Fanbetreuung bei Heim- und Auswärtsspielen sowie umfangreiche Verkehrsberuhigungsmaßnahmen“, schreibt er und nennt damit Tätigkeitsfelder, die er selbst maßgeblich beackert hat. Der Antrag zeige „die mangelnde Wertschätzung gegenüber einem der Leuchttürme, die die Stadt Bremen auch nach außen repräsentieren“. Fischer trat mit 15 Jahren in den Verein ein, war Schiedsrichter, Jugendtrainer und anderes und hat das Werder-Sozialmanagement aufgebaut. Auch als machtbewusster Manager hat er den Rückhalt an der Basis nicht verloren. Wohl auch bei der Einschätzung, der Antrag der SPD-Landesfraktion zeuge von „einem erheblichen Mangel an Demokratieverständnis“.  RLO