das wichtigste
: Der Deuter von Wind und Wellen

Er koordiniert seit gestern die weltweiten Tsunamiwarnsysteme: Als Leiter eines Koordinationsstabs bei der Unesco in Paris soll Klaus Peter Koltermann dafür sorgen, dass die Systeme in den verschiedenen Ozeanen nach einheitlichen Kriterien arbeiten. Der verheiratete 63-Jährige befasst sich seit 1969 beim Hamburger Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) mit physikalischer Ozeanografie. Zuletzt erforschte er vor allem die Wechselbeziehungen zwischen Meer und Klima.

Wind und Wetter auf hoher See dürfte Koltermann bis zu seiner Pensionierung wohl nicht mehr ausgesetzt sein. Als Wissenschaftler des BSH hatte er immer wieder Gelegenheit, dem Büroalltag auf mehrwöchigen Forschungsfahrten zu entfliehen, um vor Ort auf den Ozeanen Sonden auszusetzen, Messdaten aufzunehmen und auszuwerten. Koltermann hat unter anderem die Strömungsverhältnisse im Nordatlantik untersucht, auch „Golfstrom“ genannt. Diese warme Meeresströmung sorgt dafür, dass es in Europa wärmer ist als in nordamerikanischen Regionen gleicher Breite. Er ist Mitherausgeber des „Hydrographischen Atlas der Grönland- und der nördlichen Norwegischen See“.

Bei seiner jüngsten Expedition 2002 mit dem BSH-Schiff „Gauss“ nahmen er und seine Kollegen im Nordatlantik mehr als 2.800 Wasserproben. Sie maßen die Temperatur, den Sauerstoff-, Salz- und Nährstoffgehalt in verschiedenen Tiefen. Die Forscher stellten fest, dass sich die großräumigen ozeanischen Wärmetransporte sehr schnell verändern. Das bewirke eine Zunahme von Wetterextremen in Europa.

Über viele Jahre hinweg entwickelte Koltermann Verfahren zur computergestützten Auswertung ozeanografischer Daten. Seine Erfahrung in der Messdatenverarbeitung wird Koltermann beim Tsunamiwarnsystem zugute kommen. Das System verbindet weltweite seismografische Messungen mit Messungen des Meeresspiegels und der Reaktion von Drucksensoren in der Tiefsee. Diese Daten werden miteinander verbunden und an die jeweiligen nationalen Tsunamiwarnzentren gesandt, die in ihren Ländern Alarm schlagen müssen.

Koltermann hat im Rahmen der Intergovernmental Oceanographic Commission bereits an der Vorbereitung des Tsunamiwarnsystems mitgearbeitet. Von 1987 bis 1991 leitete er schon einmal eine internationale Forschergruppe. Er war Chef des Projektbüros des World Ocean Circulation Experiment in Großbritannien. Als Teil des Weltklimaprogramms lieferte es wichtige Basisdaten und Erfahrungen für die heutigen Beobachtungssysteme und Klimamodelle. GERNOT KNÖDLER