Ein Dutzend Nischen

Alle freien Produktionen sind Weltpremieren: Das Internationale Straßentheater Festival in Detmold

Pfingsten gehört in diesem Jahr der Straße. Zumindest in Detmold. Bis Montag findet dort auf Plätzen, Höfen, Parks und der Fußgängerzone in der Innenstadt das dritte Internationale Straßentheater Festival statt. Alle in Detmold gezeigten zwölf Theaterproduktionen werden Weltpremieren sein. Das Wettbewerbs-Festival bildet gleichzeitig den Auftakt der europäischen Straßentheater-Saison.

Den Auftakt bestritt gestern die Compagnie Albédo aus Frankreich. Sieben Schauspieler spielten Mann und Frau Jedermann, die sich in verschiedenen Events für die Masse wiederfinden. Dort werden Gefühle und Leidenschaften ausgelebt – bei der Tour de France, einem Fußballspiel, einem Autorennen, einer Oper oder einem Stierkampf. Bissig und satirisch wird die Tribüne zur Bühne und der Zuschauer zum Gegenstand.

Von Politikern wird Straßentheater gern als Volksbelustigung mit Schmuddelästhetik gesehen und als „freiwillige Leistung“ im Haushalt schnell eingespart. Beim Publikum dagegen erfreut es sich steigender Beliebtheit – nach Detmold kamen 2004 rund 55.000 Besucher. Aber obwohl Straßentheater mehr Besucher anlocken als „normale“ Theater, bleibt der Kunstrichtung die Anerkennung versagt. Damit beschäftigt sich der Internationale Kongress: „Why don‘t we do it in the road?“

Von einer Mutter erzählt heute Nacht das polnische Teatro Osmego Dnia auf dem Kronenplatz. Das Teatro zählt zu den ältesten polnischen Straßentheatergruppen, die seit Jahrzehnten das Genre prägen. Mittels der Groteske und des Dramas wird hier die Geschichte der Mütterlichkeit, des Todes und des Widerstandes der Mütter erzählt. Elemente des Schauspiels vereinen sich mit multimedialen Effekten, begleitet von der eigens komponierten Musik. PEL

www.strassentheater-detmold.de