30. Umwelttag
: Keiner guckt hin

Während beispielsweise in Algerien am 5. Mai 2006 regelrechte „Hauptfeierlichkeiten“ zum „Internationalen Tag der Umwelt“ stattfinden, rührt sich in Berlin am Pfingstmontag dafür fast keine Hand mehr. Kaum zu glauben ist das angesichts der großen umweltbewussten Klientel in der Stadt. Und: Immerhin jährt sich der Umwelttag zum 30. Mal.

Der Präsident des Umweltbundesamtes, Andreas Troge, verkündete zwar: Das Umweltbundesamt habe „nie den Wert verkannt, den dieser Tag für die Förderung eines breiten Umweltbewusstseins besitzt“.

Doch andere haben verkannt: Weder die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Umwelt und Verkehr noch die großen Umweltorganisationen – Nabu, BUND und Greenpeace – wollen dem Appell der Vereinten Nationen (UN) nicht nur nicht folgen. Scheinbar kennen sie den Tag der Umwelt nicht (mehr). Greenpeace Berlin dankte auf Anfrage der taz für den Hinweis zum Thema. Nabu Berlin plant ebenfalls keine direkten Aktionen zum Tag der Umwelt. Man sei ja auf dem Umweltfestival im Mai dabei gewesen.

Die Pressestelle des Bundesverbandes BUND hält die Motto-Tage für „inflationär“ und antwortete auf die Frage, ob diese unnötig wären: „Das könnte man so sagen.“ Auch die Pressestelle der Senatsverwaltung hält sich lieber aus allem raus und betonte, für Behörden sei dieser Tag nicht von Bedeutung, „es ist keine ministerielle Aufgabe, diesen in der Bevölkerung zu thematisieren“. Fazit: Kein Schwein guckt hin. Der „Tag der Umwelt“ wird am kommenden Montag in der Stadt also eine leere Hülle bleiben. Die Umweltschützer feiern wohl lieber auf dem Karneval der Kulturen. Der ist in der hiesigen Umweltzeitung der „Grünen Liga Netzwerk Ökologischer Bewegungen“ angekündigt. Vom „Tag der Umwelt“ fehlt jede Spur.

Wir erinnern: 1972 hatte die UN, anlässlich der ersten Konferenz zum Schutz der Umwelt, den 5. Juni zum Weltumwelttag erklärt. Vier Jahre später zog Deutschland mit dem Gedenkdatum offiziell nach. BRITTA KNOSPE