Ein bisschen weniger Spekulation

HUNGER Deutsche Bank will nicht mehr mit Agrarprodukten handeln

BERLIN taz | Die Deutsche Bank steigt teilweise aus der Spekulation mit Lebensmitteln aus. Das Finanzinstitut zieht sich nach eigenen Angaben „aus dem Handel mit Energie, Agrarprodukten, Grundmetallen und Trockenmassengut zurück“. Seine umstrittenen Fonds, die im großen Stil Finanzderivate wie Lieferverträge etwa für Mais, Soja oder Weizen kaufen, will der deutsche Branchenprimus aber weiterführen.

Nichtregierungsorganisationen wie Foodwatch und Oxfam kritisieren, Geschäfte mit Wertpapieren auf Agrarrohstoffe würden die Nahrungsmittelpreise in die Höhe treiben. Deshalb könnten sich viele der weltweit 842 Millionen Hungernden nicht genug Essen kaufen.

Die Entscheidung der Bank hat aber wenig mit Ethik zu tun. Vielmehr geht es dem Unternehmen zufolge unter anderem darum, „unser Kapital besser zu nutzen“. Sprich: Das Geschäft wirft – wenn überhaupt – derzeit zu wenig Gewinn ab. Ein Grund dürfte sein, dass die Preise für viele Rohstoffe gefallen sind. Gleichzeitig stiegen die Kosten durch „branchenweite aufsichtsrechtliche Veränderungen“. Die US-Aufsichtsbehörden etwa wollen höhere Bargeldbestände verlangen.

Ein Datum für den Rückbau des Rohstoffgeschäfts nennt das Geldhaus nicht. Allerdings haben laut Nachrichtenagentur Reuters bereits die Hälfte der 200 betroffenen Beschäftigten, die etwa in Nordamerika arbeiteten, ihre Schreibtische geräumt.

Foodwatch reicht der Schritt des Instituts nicht. „Solange die Deutsche Bank nicht aus der Nahrungsmittelspekulation in Form von Finanzderivaten aussteigt, gehen die Geschäfte auf Kosten der Ärmsten unverändert weiter“, sagte Geschäftsführer Thilo Bode. JOST MAURIN