Der Wochenendkrimi
: Tristesse in Triest

„Commissario Laurenti – Die Tote vom Karst“, So., 20.15 Uhr, ARD

Kaffee! Wer aufgrund der geballten deutschen Fernsehstarpower übersehen sollte, wo er sich gerade befindet, wird spätestens durch die gepöbelten Koffeinforderungen daran erinnert. Dies ist Italien. Nach den quotenträchtigen Donna-Leon-Verfilmungen hat die ARD für „Commissario Laurenti“ noch mal einen deutschen Filmtross in die Adria-Gegend verfrachtet. Dieser Reihe liegen nun die Krimis des in Triest lebenden Veit Heinichen zugrunde, der in seinen Romanen die besondere ethnische Mixtur der zum Balkan geöffneten Stadt verarbeitet.

Mit „Commissario“-Darsteller Henry Hübchen lassen sich indes keine Lebemannklischees zur Aufführung bringen. Mit verwehter Visage schaut Hübchen aufs aufgewühlte Meer, bei seinen Untersuchungen wühlt er schon mal in Fischabfällen. Kurz: „Commissario Laurenti“ taugt kaum als Touri-Information für den nächsten Adria-Urlaub. Trotzdem löst die Einverleibung von Triest durchs deutsche TV ein Befremden aus. Denn in „Die Tote vom Karst“ (Drehbuch und Regie: Sigi Rothemund) geht es um familiäre Verstrickungen zwischen Kroaten und Italienern, die noch aus der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg herrühren. Nun sind Götz George und Hannelore Hoger exzellente Darsteller, doch trotz pittoresker Vergreisungsmaßnahmen seitens der Maske nimmt man ihnen nicht ab, dass sie schon vor 60 Jahren bei den Kämpfen zwischen Faschisten und Kommunisten dabei gewesen sein sollen.

Und es ist nicht die einzige Irritation, die sich bei der „Laurenti“-Premiere einstellt. Saloppe Verweise auf Scharmützel zwischen linken und faschistischen Gruppen und ein Griesgramkommissar, der in Anbetracht einer schönen Frau sofort zum gegelten Galan mutiert, sind eher als linkischer Versuch zu werten, die soziokulturelle Gegebenheiten des südeuropäischen Landes in den Plot einzuflechten. Das alles wirkt nur gewollt lässig. Italienisch für Anfänger. C. BUSS