Grüne üben CDU-Sprech

So geht’s nicht: NRW-Bauminister Wittke (CDU) klebt Paninibilder ein. In einer Sitzung! Die Grünen sind empört

Die Grünen im nordrhein-westfälischen Landtag haben die Totschlagargumente der großen Koalition für sich entdeckt. Auch sie ordnen nun alles gnadenlos dem Kampf gegen die Arbeitslosigkeit unter, und sei es zum Wohle der eigenen Lächerlichkeit. In einer Kleinen Anfrage an NRW-Ministerpräsident Jürgen Rüttgers fragte die Grünen-Fraktionsvorsitzende Sylvia Löhrmann, ob „angesichts der Diskussion um eine Million arbeitslose Menschen in Nordrhein-Westfalen das Verhalten eines Ministers, der früher Oberbürgermeister einer Stadt mit aktuell 20,6 % Arbeitslosigkeit war, zu billigen ist“. Und weiter: „Respektiert der Ministerpräsident das Verhalten des Bauministers?“

Rüttgers hat bislang nicht geantwortet. Wahrscheinlich hat er Besseres zu tun. Die Grünen wohl nicht. Wieso sonst sollte man Bauminister Oliver Wittke (CDU), der während einer Landtagssitzung „sichtlicht konzentriert einen großen Stapel Panini-Fußballbilder in ein Sammelheft einklebte“, krisiteren? Ist das das Ende kluger grüner Politik? Ein weiterer Beweis für das Erstarken der grünen Neo-Spießer, die sich vorsorglich im CDU-Sprech üben? Und: Was sagt Claudia Roth dazu?

Alles ganz anders, sagte Löhrmann der taz: „Wer hart arbeitet wie die Grünen in NRW, darf auch mal mit den Augen zwinkern.“ Will heißen: lustige Kleine Anfragen stellen. Ihre Fraktion konzentriere sich „130-prozentig“ auf ihre Pflichten, sagt Löhrmann, wozu auch gehöre „zu beobachten, wie Minister ihre Aufgaben wahrnehmen“.

Kleber Wittke nahm die Anschuldigung laut Löhrmann „sportlich“. Welche Paninibilder Wittke noch abgehen, konnte sein Sprecher der taz nicht sagen. Auch was die Grünen geritten habe, wollte er nicht kommentieren: „Wir suchen doch nicht nach Motiven, weshalb die Grünen keine anständige Opposition mehr machen.“ DOS