MUSIK
: Wurst auf die Ohren

Das Biounternehmen Tegut beschallt sein Fleisch mit klassischer Musik

VON JANNIS HAGMANN, EX-VEGETARIER

Das Auge isst mit. Das weiß jedes Kind. In Sterne-Restaurants brauchen die Köche fast eine Ingenieursausbildung, wenn sie ihre Kreationen zu Türmchen zusammenbasteln. Das Auge also wird genauso beeinflusst wie die anderen für den Genuss noch viel wesentlicheren Sinnesorgane wie Mund, Nase, Ohren. Moment … Ohren?

Die Wurst gibt in der Musik den Ton an. Ganz vorne Grönemeyer: „Kommse vonne Schicht, wat Schönret gibt et nich als wie Currywurst“. Oder Sängerin Elisabeth Wurst. Sie hat das längliche Ding nicht nur in ihre Lieder, sondern gleich in ihren Namen aufgenommen. Und Komponistin Esther Hilsberg ehrt die Wurst in ihrer Oper „Der Nussknacker“ mit einer Wurst-Arie.

Helge Schneider ließ sich von dem phallischen Fleischstück inspirieren: „Bonbon aus Wurst, riesengroß, Bonbon aus Wurst, in der Hos.“ Und auch die Porno-Rapper von K.I.Z. haben verstanden, dass Wurst männlich macht. Bei Konzerten steht der Grill gleich mit auf der Bühne. „Da gibt es dann Würstchen und ein paar Steaks, die wir ins Publikum werfen“, sagt K.I.Z.-Rapper Maxim. Kollege und Feinschmecker Imbiss Bronko würdigt das gute Stück auf seinem Album „Currywurst mit Darm“, wenn er erklärt: „Iiiih, Gemüse, ich mag nur Fleisch, die Tomate muss runter, sonst kotz ich gleich.“

Während Wurst die Porno-Musiker extrahart macht, macht Mozart die Wurst extrazart. Das anthroposophische Biounternehmen Tegut beschallt sein Fleisch während des Reifeprozesses mit klassischer Musik, live vom Streichquartett in der Lagerhalle. Dies fördere die Qualität und sorge für einen besonders feinen Geschmack. Durch Mozart inspiriert beschallt auch Blogger René nun seinen Kühlschrank mit Indie und Electro. „Vielleicht mutiert mein Schinken ja zurück in eine tanzende Supersau.“

Im fränkischen Rezept „Stadtwurst mit Musik“ sorgt die Wurst (mit viel Zwiebeln) für fröhliche Töne, die nach dem Genuss durch Gährungsprozesse im Magen ausgelöst werden. Mit anderen Geräuschen wiederum beschäftigt sich Friedrich Blutner. Der Lebensmittel-Sounddesigner geht der Frage nach, wie die Wurst im Moment des Reinbeißens klingt. Was wäre eine Knallwurst ohne den hellen, spitzen Knalleffekt, der durch den Biss in die pralle Darmhaut entsteht?

Das Ohr isst mit. Das weiß doch jedes Kind.