Where is the beef?

MÄNNER Unter den Kochmagazinen gibt’s jetzt einen Playboy

Unter www.wurstakademie.com trägt ein Prof. Dr. Hans Wurst das Wissen um die Wurst in die Welt hinaus. Ziel ist es, dem Missbrauch der Wurst bei Zeltfesten und sonstigen Saufereien etwas entgegenzusetzen. Leser können Wurst-Banner für ihren Laptop runterladen oder lernen, warum die Wurst immer der Länge nach aufplatzt.

Rindfleisch kann man neuerdings auch in allen großen Zeitschriftenläden kaufen. Das Stück wiegt 515 Gramm, ist 26,9 Zentimeter lang – und 172 Seiten dick. Die Rede ist von BEEF!, Ausrufezeichen, einem neuen Magazin von Gruner + Jahr.

Inzwischen ist die zweite Ausgabe auf dem Markt, die Premiere aus dem Herbst verkaufte sich mehr als 50.000-mal, trotz des gesalzenen Preises von 9,80 Euro. Das Beef,also Rindfleisch, ist offensichtlich nicht nur ess-, sondern auch lesbar. Es gibt Reportagen und Rezepte, die auf den ersten Blick, getreu dem Titel, alle etwas mit Fleisch zu tun haben.

Doch Obacht, BEEF! sei beileibe kein Fleischmagazin, wie Chefredakteur Jan Spielhagen hervorhebt. Was ist es denn? „Ein Kochmagazin für Männer; eine Überschrift, in der viel Männlichkeit steckt.“ Männlichkeit, da zuckt der Bizeps. Wir suchen nach Stellen. Und finden: „Sie backt Kuchen. Und er? Steht am Grill. Mit nacktem Oberkörper. Die Flammen gehorchen ihm. Triumphierend hält er den Spieß mit dem Steak in die Höhe.“

Leser Wolfgang Fürstberger ist völlig aus dem Häuschen: „Endlich ein Magazin, in dem es nicht nur um nackte Mädchen geht.“ „Etwas für echte Männer“, feedbackt H. Böckemeier. Bilden Fleisch und Männlichkeit also eine unzertrennliche Symbiose?

Im Magazin kommt das so rüber, für Jan Spielhagen ist es jedoch nur „eine statistische Wahrheit, dass Männer überproportional mehr Fleisch und grundsätzlich lieber deftig essen“. Und in der Tat törnt BEEF! auch Frauen an, wie die Leserreaktionen zeigen. Obwohl sie häufig sehr moralisch denken: zum Beispiel an die Klimaerwärmung und den hohen Wasserverbrauch bei der Fleischproduktion, schreibt ein BEEF!-Autor.

Gleichwohl ist dies Genörgel im Magazin eigentlich genauso unerwünscht wie die klassische Wurst. Schließlich, so verlautet hinter vorgehaltener Hand aus der Redaktion, ist ja eh undefinierbar, was dafür alles zusammengehäckselt wird. „In BEEF! empfehlen wir nur gute Produkte“, so Jan Spielhagen, „denn wenn weniger Menschen die billige Wurst kaufen, wird sie auch weniger produziert.“ Aber vielleicht ist dann auch wahr: Wenn weniger Menschen Fleisch kaufen, wird irgendwann auch kein BEEF! mehr produziert. PHILIPP WEISKIRCH, GORGONZOLAZELOT