Schüler kennen jetzt ihr Essen

KONSUM GymnasiastInnen diskutieren mit Politikerin über Lebensmittel und Kennzeichnungspflicht

„Wir schreiben alles auf die Packungen, was wir müssen, und halten uns an jede Vorgabe.“

Der Schweinezüchter

Kurz vor Beginn gibt es noch Klärungsbedarf: „Seid ihr Schweinezüchter? Dann kommt jetzt!“, ruft ein Schüler über den Flur des Ökumenischen Gymnasiums in Oberneuland. Dort diskutierten am Donnerstag ZehntklässlerInnen mit der Bürgerschaftsabgeordneten Luisa Häsler (CDU) über Lebensmittel und Konsumverhalten.

Wer welche Position vertritt, war zuvor festgelegt worden. Neben den Schweinezüchtern traten auf: Eine besorgte Mutter, ein Inhaber einer Großschlachterei. Umweltschützer und Konzernvertreter sitzen ebenfalls in der Runde.

Eine nicht gespielte Doppelrolle hat Andrea Sander inne. Sie arbeitet in der Schulleitung des Gymnasiums und war zuvor in der Rechtsabteilung des Konzerns Kraft Foods beschäftigt. Sie berichtet aus der Praxis über Kennzeichnungspflicht von Zusatzstoffen in Lebensmitteln: „Die immer komplizierteren Inhaltsangaben kann kein Mensch mehr verstehen. Diese Überregulierung gibt es, weil ganze Branchen unter Verdacht gestellt werden, wo besser nach den wirklich Bösen gesucht werden muss.“

Der Schweinezüchter Lars lehnt sich entspannt zurück: „Genau! Wir schreiben alles auf die Packungen, was wir müssen, und halten uns an jede Vorgabe. Bei Problemen fragen sie bitte diejenigen, die unsere Gesetze schreiben.“ Seine Argumentation kommt nicht aus dem Bauch. Am Tag zuvor haben sich die SchülerInnen mit den MitarbeiterInnen der Initiative „Know Your Food“ vorbereitet, die Projekte zur Umweltbildung ehrenamtlich in Schulen durchführt.

Wie intensiv sich die SchülerInnen mit dem Thema beschäftigt haben, ist deutlich zu merken. Immer wieder verlassen Einzelne kurz ihre Rollen, um persönliche Anmerkungen zu machen. Der Schüler Hanno sagt in der Schlussrunde, dass ihn das Rollenspiel anfangs gestört habe, weil er eigene Positionen hätte. Dann aber sei ihm aufgefallen, „wie viele Seiten so ein Thema hat. Und auch, wie ich da selber überall drin stecke“.

Die CDU-Politikerin Luisa Häsler berichtet von eigenen Einkaufserfahrungen und dem Wunsch, als Politikerin Bindeglied zwischen Industrie und Verbrauchern zu sein. Sie wolle „diesen Dialog zwischen Schule und Politik unbedingt weiter ausbauen“.

Genau darum geht es bei „Know Your Food“, sagt Organisatorin Lisa Städtler nach der Veranstaltung: „In die Schule zu gehen, mit den Jugendlichen zu diskutieren und ein Forum für und mit der Politik zu schaffen“. Inhaltlich seien das alles Themen, die sie und die anderen Aktivistinnen an der Uni oder in ihrer Freizeit bearbeiten und es sei eine gute Erfahrung gewesen, das für Jugendliche aufzubereiten und mit ihnen ins Gespräch zu kommen. Gefördert wurden sie dabei vom Bremer Jugendring, der als regionale Koordinierungsstelle für das EU-Projekt „Strukturierter Dialog“ steht.Jan-Paul Koopmann