Wütende Wortgefechte

SPITZENDUELL II Nach dem 1:2 in Mönchengladbach verliert Schalke zwar die Contenance, aber Trainer Jens Keller noch nicht seinen Job

MÖNCHENGLADBACH taz | Horst Heldt ist ein sehr besonnener Mensch, die Contenance hat der Manager des FC Schalke in der Öffentlichkeit noch nie verloren, aber am Samstagnachmittag bestand akute Kontrollverlustgefahr. Heldts Zorn war nach der 2:1-Niederlage bei Borussia Mönchengladbach nicht zu übersehen. Als ein TV-Reporter fragte, mit welchem Trainer der FC Schalke das entscheidende Champions-League-Spiel am Mittwoch gegen den FC Basel absolvieren werde, pampte Heldt: „Mit Ihnen bestimmt nicht.“ Und dass die Debatte um die Zukunft von Trainer Jens Keller nicht noch penetranter geführt wurde, hatte Heldt ironischerweise dem Mann zu verdanken, auf den er ganz besonders wütend war: den Schiedsrichter.

Denn Felix Zwayer hatte ein Halten des Gladbachers Julian Korb gegen Kevin-Prince Boateng nicht, wie die Schalker forderten, mit einer Roten Karte, sondern nur mit einem Elfmeter geahndet. Jefferson Farfan verwandelte zwar zum 0:1 (17.), doch zehn Minuten später glich Raffael mit einem brillanten Fernschuss aus, bevor Zwayer ein Handspiel von Benedikt Höwedes mit einem Elfmeter und einer Gelb-Roten Karte sanktionierte. „Die beiden Szenen waren leider spielentscheidend“, zürnte Heldt, denn Max Kruse traf vom Elfmeterpunkt zum 2:1 (45.).

Die ersten wütenden Wortgefechte hatte es schon auf dem Weg in die Kabine gegeben, nach Informationen des TV-Senders Sky konterte Zwayer die Schalker Beschwerden mit dem Satz: „Das wird mir zu doof, lernt die Regeln!“ Nach dem Spiel kursierte dann die These, dass Korb der Platzverweis erspart blieb, weil Boateng in der strittigen Szene den Ball noch nicht unter Kontrolle hatte, also keine klare Torchance vorgelegen habe. In Regel 12, „Verbotenes Spiel und unsportliches Betragen“, heißt es aber: „Nimmt ein Spieler dem gegnerischen Team durch Halten eines Gegners eine klare Torchance, wird er des Feldes verwiesen.“

Statt in Überzahl mit einer Führung im Rücken spielte Schalke plötzlich in Unterzahl und lag zurück. Die Spieler echauffierten sich also zu Recht; freilich ist diese Ungerechtigkeit nur ein kleiner Mosaikstein im großen Bild der Schalker Krise, die auch eine Trainerentlassung kaum beenden könnte. In Mönchengladbach war Schalke stark, sogar in Unterzahl die bessere Mannschaft. Keller nach diesem guten Auftritt zu feuern würde dem ohnehin schon angeschlagenen Ruf der Klubführung nur noch mehr schaden. So wird Keller die Mannschaft also vermutlich auch gegen Basel betreuen, wenn es um den Einzug ins CL-Achtelfinale geht. „Wir haben ein gutes Spiel gemacht, und deswegen brauchen wir keine Panik zu haben“, meinte Höwedes.

DANIEL THEWELEIT