Spaß muss sein!

Die Hedonistische Internationale will Freude, Lust, Genuss und ein selbstbestimmtes Leben in Freiheit für alle Menschen – seit 2006 auch in Berlin

Orientierungs-Workcamp der Hedonistischen Internationalen

Am kommenden Wochenende veranstaltet die HI ein Orientierungs-Workcamp, auf dem über neue Protestformen beraten und die interne und externe Vernetzung vorangetrieben werden soll.

Wann? 10.–13. Juni

Wo? Irgendwo, nicht so weit von Berlin entfernt

Im Netz: hedonist-international.org

Sie legten noch mal einen Finger in die Wunde der Neonazis: Karen Eliot & The Antifa Swingers feierten mit ihrem „Blockade Song“ die erfolgreichen Blockaden von Dresden und verhöhnten gleichzeitig Nazis aus ganz Europa, die am 13. Februar von tausenden DemonstrantInnen um ihren geschichtsrevisionistischen „Trauerzug“ gebracht wurden.

Der „Blockade Song“ geht auf das Konto von AktivistInnen aus dem Dunstkreis der Hedonistischen Internationale (HI), wie der Sprecher der Berliner Sektion der HI, Monty Cantsin, gegenüber der taz berichtet. „Die Aktion ist typisch für uns“, sagt er. Damit meinte Cantsin vor allem die Spontanität, aus der heraus das Lied entstand: „Leute von uns, die auch an den Blockaden teilgenommen hatten, wollten noch irgendwas machen“, so der Aktivist. Noch am selben Abend ging das Lied auf dem Videoportal YouTube online, verbreitete sich von dort mit rasender Geschwindigkeit und wurde in linken Foren gefeiert. So seien die Nazis auf kreative Weise geärgert worden.

Kreativität und Witz sind also zwei weitere Eigenschaften, die die Hedonistische Internationale charakterisieren. Das zeigt sich besonders im Manifest der HI: „Der Spielraum für Ideen ist groß: Macht, was ihr wollt, nicht, was ihr müsst!“, heißt es dort zum Beispiel. Das Manifest bildet den Handlungsrahmen, der circa 30 Sektionen der HI. „Bei uns sind vor allem Leute dabei, die auf einen humorvollen Umgang mit Politik stehen“, betont Cantsin.

Die Berliner Sektion manifestierte sich 2006 als Reaktion auf die steigende Zahl von rechtsextremistischen Übergriffen in Friedrichshain. „Wir mussten was machen“, erklärt Cantsin. Deshalb taten sich Menschen aus der Berliner Polit- und Partyszene zusammen, um mit einer Parade tanzenderweise gegen die Übergriffe der Nazis zu protestieren.

Die Kombination von „Protest, Party und Action“ blieb auch in den folgenden Jahren das Konzept, mit dem die HI nicht nur gegen Neonazis protestiert, sondern auch für den Erhalt von Freiräumen, eine soziale Stadtentwicklung und Freiheitsrechte kämpft. Die HI war bei den Protesten gegen Mediaspee aktiv, setzte sich für die Öffnung des Flughafens Tempelhof ein und organisierte den MayDay mit. Auf der „Freiheit statt Angst“-Demo 2008 rief die HI dazu auf, sich – nach dem Vorbild amerikanischer Alien-Filme – Aluminiumhüte zum Schutz vor Gehirnscannern zu basteln.

Die Aktionsform und der Inhalt hängen dabei stark von der Personenkonstellation ab: „Wir sind ein loser Haufen Leute“, erklärt Cantsin. Die dadurch entstehende Unschärfe in der politischen Ausrichtung sei gewollt. Schließlich wolle man niemanden ausschließen. Auch im Manifest steht geschrieben: „Es gibt keine Ideologie, keinen Masterplan, keine weise Präsidentin, keine Führer, sondern vielmehr einen Bewusstwerdungsprozess, zu dem jeder Mensch mit seinen Ideen und seinem Tun beitragen kann.“ Für diese Einstellung sei die HI immer wieder kritisiert worden.

Auf ihrer Homepage ruft die HI dazu auf, eigene Sektionen zu gründen und aktiv zu werden. Wer Lust hat, einmal bei der Hedonistischen Internationalen reinzuschnuppern: Am kommenden Wochenende findet ein Orientierungs-Workcamp der HI statt. LUKAS DUBRO