Die Fanbeobachter

Die „Zentrale Informationsstelle Sporteinsätze“ erfasst potenzielle Hools – während der WM aus Neuss

Der Wechsel auf die andere Rheinseite ist vollzogen. Die 150 Beschäftigten der Zentralen Informationsstelle Sporteinsätze (ZIS) bereiten sich auf den Ernstfall, die Fußballweltmeisterschaft vor – akribisch, wie es scheint. Heute stehen die Beamten zum letzten Mal der neugierigen Öffentlichkeit Rede und Antwort. Ab morgen kümmern sie sich dann nur noch um potenzielle und tatsächliche Störer der Weltmeisterschaft.

Das neue Domizil im Institut für Aus- und Fortbildung der Polizei in Neuss soll die konzertierten Polizei-Aktionen während der Fußball-WM koordinieren. „34 Polizeibeamtinnen und -beamte aus den Teilnehmer-, Anrainer- und Transitstaaten unterstützen während der WM die ZIS“, heißt es aus dem NRW-Innenministerium. Insgesamt wurde die alte Düsseldorfer Belegschaft, bestehend aus 16 Beamtinnen und Beamten, verzehnfacht. Täglich treffen aus allen Teilnehmerländern bis zu 1.000 Informationen über so genannte „Gewalttäter Sport“ ein. Die ZIS wird über die Vergabe von Eintrittskarten, die Zahl der Fans, die Anreise und die geplanten Grenzübertritte informiert.

1991 fasste die Innenministerkonferenz der Länder den Beschluss, „den Informationsaustausch zwischen den Polizeibehörden bei größeren Sportveranstaltungen zu standardisieren“. Ein Jahr später entstand beim nordrhein-westfälischen Landeskriminalamt die ZIS. Seit 1994 wird dort die Datei „Gewalttäter Sport“ verwaltet, um vermeintliche Hooligans von Sportveranstaltungen fern zu halten. Für die Aufnahme in diese Datei bedarf es keinem Ermittlungsverfahren und keiner Verurteilung, es reicht die Feststellung der Personalien am Rande eines Fußballspiels. Seit 2004 stieg die Zahl der gespeicherten Stadionbesucher um 3.000 auf mittlerweile mindestens 7.000. Inoffizielle Schätzungen gehen von bis zu 10.000 Personen aus.

Bürgerrechtler und Faninitiativen kritisieren den inflationären Datenverkehr und die Verletzung von Persönlichkeitsrechten. Im Vorfeld wurden mehrere tausend Fans von Beamten kontaktiert und mit Meldeauflagen oder Platzverweisen zu belegt. Auch so genannte Gefährdeansprachen fanden statt, in denen die Fans „zur Zurückhaltung“ aufgerufen wurden.

Die erfassten Daten werden übrigens auch über die WM hinaus gespeichert. Die 16 ständigen ZIS-Mitarbeiter wandern dann wieder zurück nach Düsseldorf.

HOLGER PAULER