Studentenproteste im Fußball-Fieber

Mit einer norddeutschen Großdemo gegen Studiengebühren soll Hamburgs City am 28. Juni lahm gelegt werden

Fredrik Dehnerdt ist optimistisch. 10.000 Studierende erwartet der Philosophie-Student zur zentralen norddeutschen Demonstration gegen die Einführung von Studiengebühren am 28. Juni in Hamburg. Die ASten von über einem Dutzend norddeutscher Uni-Städte zwischen Göttingen und Flensburg mobilisieren zu der Kundgebung. An eben diesem Tag will Hamburgs Bürgerschaft die Einführung von Studiengebühren beschließen.

„Wir wollen die City lahm legen“, kündigt Dehnerdt an. Für die Polizei während der Fußball-WM ein Schreckensszenario – findet das Studi-Spektakel doch nur zwei Tage vor einer Viertelfinal-Partie in Hamburg statt.

„Die Polizei versucht, uns aus der Innenstadt herauszuhalten und so unser Demonstrationsrecht zu unterhöhlen“, weiß Dehnerdt zu berichten. Denn direkt an der Einkaufsmeile Mönckebergstraße logiert das US-amerikanische Nationalteam. Offiziell gibt sich die Polizei aber noch bedeckt: „Die Anmeldung liegt uns vor, mehr gibt es noch nicht zu sagen“, erklärt eine Sprecherin.

Bereits für den 21. Juni, einen Tag vor dem Spiel zwischen Italien undTschechien, ist eine Generalprobe geplant: Auf einem Aktionstag wollen Schüler und Studierende in einem Dutzend dezentraler Demozüge Kurs auf die City nehmen, um gegen das Bezahl-Studium zu protestieren.

Ein politisches und juristisches Nachspiel hat derweil die Studierenden-Demo vom 31. Mai, in deren Anschluss die Polizei etwa 100 Personen auf dem Hauptbahnhof einkesselte und zum Teil stundenlang in Gewahrsam nahm. Etwa 70 Betroffene wollen mithilfe einer Sammelklage die Rechtswidrigkeit des Polizeieinsatzes feststellen lassen. Der Vorwurf: Die Studierenden seien vor der Einkesselung nicht aufgefordert worden, den Bahnhof zu verlassen. Zudem seien mehrere Personen, die auf ihre Züge gewartet hätten, auf dem Bahnsteig verhaftet worden. Auch sei mindestens ein Student verprügelt und schwer verletzt worden.

Die Hamburger Grünen-Abgeordnete Antje Möller will nun in einer parlamentarischen Anfrage diesen Fragen nachgehen. Pikant dabei: Leiter des Einsatzes war Polizeidirektor Peter Born, Sicherheits-Koordinator der Hamburger Polizei in Sachen WM. Marco Carini