Ökonomie im Hafenbau
: Der Steuerzahler ist der Doofe

Nun baggern sie wieder – vor Bremerhaven in der Außenweser, zwischen Cuxhaven und Hamburg in der Fahrrinne der Elbe und demnächst vor Wilhelmshaven für einen Tiefwasserhafen. Mit ökonomischer Vernunft hat das nichts zu tun: Wenn die Reeder die Baggerei bezahlen müssten, wären die Pläne sofort vom Tisch.

Kommentarvon KLAUS WOLSCHNER

Aber so lange die Steuerzahler die Zeche zahlen müssen, spielen die Reeder Lobby. Denn die drei Bundesländer haben ihre Eigeninteressen – da lässt es vortrefflich zocken.

Bei den Anhörungen zum Tiefwasserhafen geben sich die Umweltschützer auffallend zahm. Die Gründe dafür liegen auf der Hand: Die Umwelt-Folgen sind nicht so schlimm wie bei den Ausbaggerungen an Weser und Elbe. Schon im Jahr 2004 haben sich die Umweltverbände daher auf die Forderung nach einem norddeutschen Hafenkonzept verständigt, das darauf hinaus laufen würde, die teuren Projekte der beiden Hansestädte zu stoppen und auf den neuen Jade-Weser-Port zu setzen.

Vor allem Hamburg aber fürchtet die Konkurrenz des Tiefwasserhafens, denn viele Reeder werden auf die Dauer die 130 Kilometer Revierfahrt sparen.

Der Wettlauf der Bagger an Weser und Elbe zeigt so ein paradoxes Bild: Die Kritik der Umweltverbände steht nicht nur für ökologische, sondern gleichermaßen für ökonomische Vernunft. Und die größte Konzentration an provinziellen Kirchturmpolitikern findet sich im Hamburger Rathaus.