EADS wird Opfer des europäischen Sparens

RÜSTUNG Größter Luft- und Raumfahrtkonzern des Kontinents baut 5.800 Stellen ab – viele in Bayern

BERLIN taz/dpa | Natürlich kann alles noch schlimmer kommen – wenn Europas Regierungen nicht weiter Waffen beim größten Luft- und Raumfahrtkonzern des Kontinents bestellen. Falls es bis 2018 keine neuen Orders für das Kampfflugzeug Eurofighter gebe, würden noch mehr Jobs bei EADS gestrichen, als derzeit bekannt, warnte am Dienstag der Chef der neuen EADS-Sparte Airbus Defence & Space, Bernhard Gerwert.

Der künftig unter dem Namen Airbus Group firmierende EADS-Konzern hatte kurz zuvor den Abbau von 5.800 Arbeitsplätzen vor allem im Rüstungsbereich bis 2016 präzisiert.

Es sieht schlecht aus für einige Beschäftigte: Betriebsbedingte Kündigungen schloss Konzernchef Tom Enders angesichts des geplanten Abbaus nicht aus. Die Details der Stellenstreichungen sollen bis Mitte 2014 mit den Gewerkschaften verhandelt werden. Jetzt nichts zu unternehmen, wäre unverantwortlich, sagte Enders.

Allein 2.600 Stellen sollen in Deutschland wegfallen. Auch wenn nach den vorliegenden Informationen die meisten Arbeitsplätze in Bayern wegfallen sollten, wo die größeren Rüstungsstandorte sind, „gibt es keine Entwarnung für den Norden“, sagte Heiko Messerschmidt, Sprecher der IG Metall Bezirk Küste. Konkrete Zahlen für die einzelnen EADS-Standorte wurden noch nicht vorgelegt. Vor allem die Ankündigung möglicher betriebsbedingter Kündigungen sorge in der Belegschaft für Verunsicherung. „EADS ist ja kein Sanierungsfall“, sagte Messerschmidt. Insgesamt geht es EADS trotz der Probleme im Rüstungsbereich glänzend – dank der Tochter Airbus, die mit ihren prallen Auftragsbüchern Milliarden einbringt.

Zurückhaltung in Berlin

Der Eurofighter wird im bayerischen Manching montiert. Auch die Zentrale der bisherigen Rüstungssparte in Unterschleißheim wird geschlossen und nach Ottobrunn im Münchner Süden verlegt.

EADS bekommt die Sparpolitik der Staaten in Europa vor allem im Rüstungsbereich massiv zu spüren. In Berlin herrschte am Dienstag angesichts der Kürzungspläne allerdings Zurückhaltung. Die Bundesregierung plant nicht, sich beim Luft- und Raumfahrtkonzern EADS einzumischen.

Im Wirtschaftsministerium hieß es nur, dass man die Entscheidung von EADS mit Bedauern zur Kenntnis nehme. Deutschland ist nach einem Umbau der Aktionärsstruktur mit 12 Prozent an EADS beteiligt.

Enders schloss indes weitere Stellenstreichungen nicht aus: Das Rüstungsgeschäft sei nach der am Widerstand aus Berlin gescheiterten Fusion mit BAE Systems unter Druck, sagte der Konzernchef.