UNTERM STRICH

Der Schriftsteller Peter Wawerzinek protestiert gegen den „Zirkel der Autoren“: „Der von Juli Zeh, Ilija Trojanow und Co initiierte Aufruf ‚Writers Against Mass Surveillance‘, in der FAZ unter der Überschrift: ‚Die Demokratie verteidigen im digitalen Zeitalter‘, ist selbst nicht unter demokratischen Bedingungen zustande gekommen. Die Autoren meines Landes wurden insgesamt nicht öffentlich aufgerufen, sich der Problematik zu stellen. Wir hatten wegen Unkenntnis der anstehenden Aktion, mangelnder Informationen und ungenügenden Kontakte also gar keine Möglichkeit, uns am Aufruf zu beteiligen. Alle aufgeführten Schriftsteller sind einzig nach deren Kenntnisstand und Freundeskreis von den Initiatoren angefragt worden, beziehungsweise die Angefragten haben die Anfrage an befreundete Autoren weitergeleitet. Es muss also beim Zustandekommen des Aufrufs nur von einem internen Zirkel, jedoch von keiner Breitenbasis gesprochen werden. Mich erreichte trotz großem Bekanntenkreis keine Anfrage. Diesbezüglich fühle ich mich ausgenommen und benachteiligt. Es entsteht zudem dadurch der rufschädigende Eindruck, alle nicht aufgeführten Autoren, würden nicht auch gegen die Massenüberwachung sein.

Dem ist in meinem Fall nicht so. Ich wehre mich hiermit also gegen die Art und Weise der Benennung und Nichtbenennung von gesellschaftlich relevanten und nichtrelevanten Autoren. Ich teile dieses Gefühl mit allen Autoren, die wie ich nicht über eine öffentliche Plattform aufgerufen worden sind, sich dem Aufruf anzuschließen. Es entsteht so der Eindruck des Zweiklassenschriftstellertums, nur die aufgelisteten Autoren würden sich mit den gegenwärtigen Zuständen auseinandersetzen.“

Auch nach Ablauf des Urheberrechtsschutzes für Hitlers „Mein Kampf“ wird der Freistaat Bayern versuchen, jeden Nachdruck von „Mein Kampf“ zu unterbinden. Darauf verständigte sich gestern das Bayerische Kabinett. Wissenschaftsminister Dr. Ludwig Spaenle erläutert: „Aus Respekt vor den Gefühlen der Opfer hat sich der Freistaat Bayern entschlossen, gegen jeden unkommentierten Nachdruck mit den Mitteln des Strafrechts vorzugehen.“ Er nimmt aber auch den Auftrag zur Erstellung einer historisch-kritischen Edition an das international angesehene Institut für Zeitgeschichte München/Berlin zurück: „Die Freiheit der Wissenschaft, sich den aus ihrer Sicht notwendigen Themen zu stellen, wird dadurch nicht berührt.“