Meister ohne Heimat

Der neue Basketballmeister RheinEnergie Köln sucht eine geeignete Spielstätte für internationale Wettkämpfe

Es ging alles ganz schnell. Kaum hatte RheinEnergie Köln am Dienstagabend im vierten Finalspiel gegen Alba Berlin die Deutsche Basketball-Meisterschaft gewonnen, da sprachen alle vornehmlich von einem Thema: Der neue Champion, der erste Kölner Basketball-Champion seit dem Triumph des BSC Saturn im Jahr 1988, braucht ganz dringend eine neue Halle.

Die Kölner befinden sich in einem Dilemma. Als Landesmeister ist der Verein in der nächsten Saison für die Europaliga qualifiziert. Doch das 3.200 Zuschauer fassende Zirkuszelt Energy Dome im Stadtteil Müngersdorf ist zu klein für die Spiele gegen die Klubs der europäischen Elite. Vorgeschrieben ist ein Fassungsvermögen von mindestens 5.000 Besuchern. Ausnahmen sind nicht möglich.

Nun könnte RheinEnergie in die riesige Kölnarena umziehen. Nur leider ist die 18.000-Zuschauer-Halle nur an zwei der sieben europäischen Heimspieltage frei. Köln wird deshalb für fünf Spiele in eine nicht gerade beliebte Nachbarstadt umziehen. „Wir werden wohl fünf unserer Europacupspiele in Düsseldorf austragen müssen“, sagt RheinEnergie-Geschäftsführer Walter Pütz – und zwar nach Rath in die neue Arena. Ein solcher Zustand ist für ein Kölner Verein nur schwer zu ertragen. Und so präsentierten die Basketballer schon am Tag nach dem Titel Pläne für eine eigene neue Halle.

In Köln-Mülheim will der Verein eine Mehrzweckarena mit bis zu 6.500 Plätzen bauen. Die Halle soll auf einem Grundstück der ehemaligen KHD-Werke entstehen und etwa 20 Millionen Euro kosten. Der Bauantrag soll in der nächsten Woche gestellt werden. „Der Verein trägt zehn Millionen, weitere zehn Millionen kommen von Privatleuten“, sagt der Geschäftsführer. „Kein einziger Cent“ an Steuergeldern werde in das Hallenprojekt fließen. Der Klub rechnet mit einem Jahr Bauzeit.

In der kommenden Saison wird somit der kleine Energy Dome erstes Domizil der Kölner bleiben. Auch das Personal wird sich kaum verändern. Von Trainer Sasa Obradovic, der in seinem ersten Trainerjahr mit einer jungen, neu zusammengestellten Mannschaft gleich die Meisterschaft holte, ist die Klubführung absolut begeistert. „Wir lassen ihn nie wieder gehen“, sagt Pütz. Obradovic selbst wünscht sich, dass in Köln „ein neues Zentrum des Basketballs“ entstehen möge. Eine neue Halle würde dieses Projekt sicherlich fördern. CHRISTIANE MITATSELIS