Händler gegen Amazon

KONSUM Grindel-Läden protestieren gegen Einkauf im Internet und boykottieren Paketannahme

Die Geschäfte im Grindelviertel haben am Donnerstag darauf aufmerksam gemacht, dass ihnen der Einkauf im Internet das Geschäft kaputt macht. „Wir wollen zeigen, wie es im Viertel aussähe, wenn alle nur noch im Internet kaufen“, sagte Jimmy Blum, Inhaber eines Second-Hand-Ladens und Initiator der Aktion. 60 Ladeninhaber verklebten deshalb ihre Schaufenster. Außerdem verweigern sie die ganze Woche hindurch die Annahme von Paketen.

Die Gewerbetreibenden machen für ihre Umsatzeinbrüche vor allem den Internethandel verantwortlich. „Ich nehme hier für Nachbarinnen und Nachbarn ständig Kartons von Zalando und Amazon an“, sagte Blum. Die Zahlen des Handelsverbandes Deutschland (HDE) geben ihm Recht: In den vergangenen zehn Jahren verzehnfachten sich die Gewinne im Internethandel – in einem ansonsten stagnierenden Markt. „Jeder Euro, der online bei den großen Handelskonzernen ausgegeben wird, fehlt letztlich in den Kassen der Geschäfte vor Ort“, sagte Blum.

Dabei nutzten die Kunden den Service der Läden: Hier werden sie beraten, hier können sie sich die Waren ansehen. „Eine Kundin habe ich über eine Stunde beraten und sie am Ende erwischt, wie sie das Etikett fotografierte“, erzählte Blum. „Sie wollte wohl schauen, ob es online billiger ist.“

Die Buchhandlung Päki hat sich auf die neue Lage eingestellt. „Früher kamen Lehrer aus ganz Niedersachsen und Schleswig-Holstein in unser Geschäft, um im neuesten Lehrmaterial zu stöbern“, sagte Verkäuferin Jana Büchert. Das sei vorbei. Inzwischen habe Päki auch ein Angebot im Internet, das allerdings nur mittelprächtig angenommen werde.

Den Vorschlag, das Grindelviertel durch Einführung eines Business Improvement Districts attraktiver zu machen und zu managen, lehnt Blum ab. Damit würden lediglich kommunale Aufgaben privatisiert. Außerdem drohten dann die Mieten zu steigen.  (taz/dpa)