Neonazis in Eimsbüttel

Bei NPD-Kundgebung am Donnerstag kündigten Parteifunktionäre an, „Faustschlag mit Faustschlag“ beantworten zu wollen. Polizei geht mit Wasserwerfern gegen Gegendemonstranten vor

von ANDREAS SPEIT

Eine neonazistische Kundgebung in Eimsbüttel – das habe es zuletzt vor nicht ganz dreißig Jahren gegeben, erklärte Neonaziführer Christian Worch am Donnerstag Abend. Damals war es zu starken Protesten gekommen, seitdem habe er den Stadtteil gemieden.

Doch auch jetzt waren die Neonazis unerwünscht, als sie unter dem Motto „Freiheit ist immer die Freiheit der Andersdenken“ gegen „Polizeiwillkür“ protestierten. Es flogen Eier, Zwiebeln und Flaschen. „Eine Straßenschlacht ist das aber nicht gewesen“, beschwichtigte die GAL-Bürgerschaftsabgeordnete Antje Möller, die unter den Gegendemonstranten war. Die hatten sich bereits am frühen Abend um die Kreuzung Osterstraße–Heußweg versammelt, um gegen die Kundgebung der NPD beim Kaufhaus Karstadt in der Osterstraße zu protestierten.

GAL, SPD, Linkspartei und Antifa-Initiativen hatten zu der Aktion aufgerufen. „Protestieren Sie mit uns“, sprach eine Jugendliche beim Verteilen von Flugblättern Passanten an. Viele, die gerade von der Arbeit kamen oder zum Einkaufen wollten, blieben stehen. Oft brauchten sie nicht einmal angesprochen zu werden. Sie lasen die Infoblätter und blieben von selbst dort.

So wuchs die Gegendemonstration von etwa 300 auf über 800 Protestierer an. „Unglaublich, jetzt trauen sich die Nazis schon hier her“, meinte eine Teilnehmerin. Ein anderer ärgerte sich über das große Polizeiaufgebot. Wenig später schallte die letzte Warnung der Polizei über die Kreuzung: „Räumen Sie den Platz!“ Die Beamten schoben die Gegendemonstranten von der Kreuzung weg und fuhren acht Wasserwerfer auf. Insgesamt waren an die 1.200 Polizeibeamte im Einsatz.

Als die Neonazis pünktlich um 19.30 aus der U-Bahnstation auftauchten, ertönten „Nazi-Raus“-Rufe. Knapp 60 Rechte stellten sich auf dem Gehweg der Osterstraße um einen Lautsprecherwagen auf, während die Gegendemonstranten von der Polizei Richtung Emilienstraße gedrängt wurden. Dabei wurde ein Wasserwerfer eingesetzt. Die Gegendemonstranten sprühten Pfefferspray, es flogen Flaschen gegen die Polizei, die setzte weitere Wasserwerfer ein.

„Faustschlag wird mit Faustschlag beantwortet“, drohte NPD-Funktionär Hans-Gerd Wichmann in seiner Ansprache den „Chaoten“. Sein Kollege Worch warnte die Polizei vor Willkür gegenüber der „nationalen Opposition“. NPD-Landeschefin Anja Zysk geriet bei ihrer Rede ins Stocken, als zwei Protestierende ihre blanken Hintern zeigten. Sie waren auf ein gegenüber stehendes Gerüst geklettert.

Auch Polizeipräsident Werner Jantosch war vor Ort, um sich das Geschehen anzusehen. Er wolle bei „seinen Polizisten sein“, hieß es. Oder beobachtete er das Zusammenspiel seiner Einheiten in Hinblick auf künftige Einsätze bei der WM? Auch als sich die Rechten um 21 Uhr langsam zurückzogen, blieb die Polizei präsent. Kleine Trupps griffen immer wieder Personen aus einer Gruppe heraus, die Höhe Emilienstraße stand. 16 „Störer“ wurden festgenommen.

Eimsbüttel habe „vor allem Präsenz gegen Rechts gezeigt“, sagte die GAL-Abgeordnete Möller. Unter Führung von Anja Zysk sucht die NPD Hamburg gezielt die öffentliche Auseinandersetzung. Die Kundgebung am Donnerstag war eine Reaktion darauf, dass die NPD am Samstag einen Infostand abbauen musste. Wenig später hatte die Polizei die NPD-Veranstaltung als nicht genehmigte Kundgebung aufgelöst.

Nach der Kundgebung am Donnerstag kam es auf dem Rückweg an der Station Hagenbecks Tierpark zu einer Schlägerei zwischen Rechten und Linken. Die Rechten hätten dabei mit Zaunlatten zuschlagen wollen, so ein Polizeisprecher. Die Polizei setze 40 Neonazis fest.