Schwedischer Heißsporn

Stürmer Zlatan Ibrahimovic will zu alter Form auflaufen

DORTMUND taz ■ Dachte man früher an schwedischen Fußball, kamen einem zunächst berghohe, blonde Verteidiger in den Sinn, die das Spielfeld um sich herum mit brachialer Nüchternheit freihielten. Das war ungefähr so wie mit Teamchef Beckenbauer, der bei der WM 1986 in Mexiko gar nicht genug Vorstopper im Team haben konnte. Heute dagegen muss Bundestrainer Klinsmann auf Abwehrspieler setzen, die in ihren Klubs nur Ersatz sind oder lange verletzt waren – genauso wie der Kollege Lars Lagerbäck in Schweden.

So suchen die Skandinavier inzwischen ihr Glück vermehrt in der Offensive. In der WM-Qualifikation trafen sie so regelmäßig wie keine andere Nation ins gegnerische Tor – 30 Tore in zehn Spielen. Und wenn der Schein nicht trügt, dann dürfen sich Top-Stürmer wie Henrik Larsson und Zlatan Ibrahimovic bei ihrem WM-Start gegen das Team von Trinidad und Tobago gleich richtig austoben.

Darin kennt sich Zlatan Ibrahimovic besonders gut aus. Der 24-jährige Schwede mit bosnisch-kroatischen Wurzeln hat sich im Lauf der Zeit den Ruf eines begabten, aber oft unbeherrschten Heißsporns erworben. Das neueste Kapitel in der Saga des „bad guy“ beginnt in seiner Zeit bei Ajax Amsterdam, von wo er 2004 für 19 Millionen Euro zu Juventus wechselte. Damals keilte sich der lange Offensivmann mit dem Kollegen Rafael van der Vaart und ging auf Konfrontationskurs zu Trainer Koeman. Alles Absicht, so wird ihm im Zuge des italienischen Manipulationsskandals neuerdings unterstellt. Er soll durch diese – von Turin aus gesteuerten – Aktionen seinen Wechsel zu Juventus forciert haben.

Das alles klingt nicht gut, zumal Ibrahimovic nach seiner Auszeichnung als bester ausländischer Spieler der italienischen Serie A zu Beginn des Jahres an Form eingebüßt hat. Bei der WM will er sich wieder von seiner besseren Seite zeigen. Um damit nicht zuletzt das Interesse der europäischen Top-Vereine etwas anzufeuern – der Job beim Skandalclub Juventus hat in den letzten Wochen nun einmal gewaltig an Reiz verloren.

Im Mai 2005 hat Real Madrid den Italienern schon einmal 70 Millionen Euro für den Schweden geboten. Ibrahimovic lehnte damals ab – genauso wie ein halbes Jahr später das freundliche Angebot eines Landsmanns: Der hatte mächtig Glück beim Lottospielen und wollte seinen Millionengewinn nun in Zlatan Ibrahimovic investieren – zugunsten eines schwedischen Zweitligisten. ANDREAS MORBACH