JAN BORN, SCHLAFFORSCHER : Drüber schlafen
■ Professor, Schlafforscher und Leibniz-Preisträger, der eigentlich gerne in Lübeck bleiben möchte. Foto: Uni Lübeck
„Die Medizin in Lübeck muss bleiben, weil ohne Studenten keine Forschung läuft“, sagt Jan Born, Professor an der Universität Lübeck, deren medizinische Fakultät von Schließung bedroht ist. Der Schlafforscher und Neurologe zählt zu den DozentInnen, die sich jetzt notgedrungen nach einer neuen Stelle umschauen: Zwei Universitäten, Berlin und Tübingen, umwerben den 52-Jährigen, der in diesem Jahr den Leibniz-Preis erhalten hat.
„Richtungsweisende Arbeiten“ bescheinigte ihm die Jury: „Born untersucht vor allem, wie im Schlaf Gedächtnis gebildet wird. Dabei konnte er zeigen, dass im Schlaf nicht nur das Gedächtnis gefestigt wird, sondern auch kognitive Prozesse wie Problemlösungsstrategien stattfinden.“ Das Problem, das der Professor aktuell lösen muss: Gehen oder bleiben? „Ich habe darüber geschlafen, ein paar Nächte ziemlich schlecht“, sagt Born. Inzwischen ist klar: Wahrscheinlich verlässt er den Norden – selbst wenn die Landesregierung noch in letzter Minute umschwenkt, könnte das passieren. Denn Born hat grundsätzlich etwas auszusetzen: Die Entscheidung, Lübecks medizinische Fakultät zu schließen, die in Kiel aber zu erhalten, basiere nicht auf wissenschaftlichen Kriterien, sondern auf politischen: „Ein beispielloser Fall von Einmischung.“ Ein Land, das den Ruf erwerbe, mit der Wissenschaft so umzugehen, ziehe keine guten Forscher mehr an.
Born lehrt und forscht seit Ende der 90er Jahre in Lübeck, seit 2002 ist er Direktor des Instituts für Neuroendokrinologie an der Universität. Dabei war die Medizin für den in Celle Geborenen nicht die erste Liebe: Er begann in Tübingen mit einem Studium generale, setzte ein Psychologiestudium und ein Grundstudium Mathematik obendrauf und promovierte in Psychologie, bevor er 1986 nach Ulm wechselte und dort mit dem Medizinstudium begann. 1989 legte er seine Habilitation ab. Bevor er in den Norden ging, lehrte er als Professor für Physiologische Psychologie an der Universität Bamberg.
In Lübeck wäre er gern noch geblieben, sagt Born: „Mir geht es hier hervorragend, und ich hatte auch ein tolles Angebot. Das ist jetzt natürlich Makulatur.“ ESTHER GEISSLINGER