While my eros gently weeps – Jean-Baptiste Mondino huldigt obsessiv der Gitarre

Den Titel hätte es am wenigsten gebraucht. Dass Jean-Baptiste Mondinos Fotografien obsessiv der Gitarre, im Besonderen der E-Gitarre, huldigen, ist sofort ersichtlich (Jean Baptiste Mondino: „Guitar Eros“. Schirmer/Mosel Verlag, München 2006, 160 Seiten, 49,80 Euro). Sie ist ja ein wunderbares, sinnreiches, dazu einfaches Instrument, das die schönsten musikalischen Komplikationen erlaubt. Und sie gibt den Menschen, die sie in die Hand nehmen, Sex-Appeal. Besonders Jungs mit der elektrisch verstärkten Version. Umgekehrt ist die Gitarre ohne diejenigen, die sie spielen oder vorgeben zu spielen, um von ihrer Magie zu profitieren, so interessant wie ein Staubsauger. Daher scheint es – anders als beim Titel – ausgesprochen sinnvoll, zu erklären, wer auf den jeweiligen Fotos die handelnden Personen und die behandelten Gitarren sind. Doch Steve Hiett, der Buchdesigner, ist der irrigen Meinung, Fotografie sei nur unter der Bedingung bedeutend, dass ihre Abbildleistung negiert wird. Also darf man raten. Zwar gibt es am Ende ein paar alphabetisch sortierte Listen, die die Gitarren, die abgebildeten Personen und dazu große, leider schon verstorbene Gitarristen nennen. Aber das führt beim Entschlüsseln der Fotografien nicht weit. Mondinos Anliegen hätte mehr Coolness verdient. Denn selbst bei seinen Werbe- und Promotion-Aufnahmen, nicht nur bei den zweckfrei entstandenen Fotos, triumphiert das erzählerische Versprechen, die Andeutung einer Geschichte über das extrem gestylte Still. Dadurch werden seine Fotografien erst bemerkenswert, aufregend und geheimnisvoll. Zuordenbare Angaben hätten nur verdeutlicht, wie souverän Mondino in seinen Bildern alle Fragen nach ihrem profanen Anlass oder Zweck hinter sich lässt. BRIGITTE WERNEBURG