DER G-8-VORSTOSS ZUR SUBVENTIONIERUNG VON IMPFSTOFFEN IST RICHTIG
: Der Markt wird es nicht richten

Es sieht aus wie ein generöses Geschenk: Rund zwei Milliarden Euro könnten die Regierungen der wichtigsten Industriestaaten (G 8) wohl bald auf die Konten der Pharmaindustrie überweisen – als Garantiepreis für Impfstoffe gegen Tuberkulose oder Malaria, die die Unternehmen sonst nicht entwickeln würden. Ist es wirklich notwendig, hochprofitablen Firmen wie Glaxo SmithKline oder Novartis öffentliche Zuschüsse aus Steuergeldern zu zahlen, damit sie ihrer Aufgabe, Arzneimittel herzustellen, auch nachkommen? Ja!

Tatsächlich wäre das G-8-Programm kein Geschenk, sondern ein Zeichen für Fortschritt. Denn der globale Markt versagt. Weil Unternehmen nur aktiv werden, wenn das Gewinn verspricht, bleiben manche Grundbedürfnisse unerfüllt. Die oftmals armen Einwohner von Entwicklungs- und Schwellenländern sind keine Zielgruppe, um deren Interessen und Wohlergehen sich die Unternehmen gerne kümmern. Auch deshalb fehlen billige und wirksame Impfstoffe gegen Malaria und Tuberkulose bis heute. Während Politiker und Menschenrechtsorganisationen diesen Umstand schon länger beklagten, sperrten sich die Manager der transnationalen Konzerne gegen die Einsicht, dass es Marktversagen überhaupt geben könnte. Um von den eigenen Defiziten abzulenken, redete die Wirtschaft lieber über staatliches Versagen.

Das hat sich geändert. Wenn Pharmafirmen heute um öffentliche Mittel für die Forschung an Impfstoffen werben, dann entspringt das zwar auch einer alten Subventionsmentalität – aber nicht nur. Hinter dieser Anfrage steht die Einsicht in die Grenzen des Marktes und die Notwendigkeit, mit staatlichen Institutionen und der Zivilgesellschaft zu koperieren.

Diesen Wandel sollte auch die Bundesregierung ernst nehmen und sich der Initiative unter anderem Großbritanniens nicht verweigern. Denn für an Malaria und Tuberkulose erkrankte Menschen in den Entwicklungs- und Schwellenländer wären neue Impfstoffe lebensrettend. Ihre Entwicklung sollte unterstützt werden – auch wenn mit dem Pharmalonzern Glaxo SmithKline einer der vermutlichen Hauptnutznießer in Großbritannien sitzt und nicht in Deutschland. HANNES KOCH