LESERINNENBRIEFE
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Tatkräftig einmischen

■ betr.: „Alle gut eingeölt“, taz vom 10. 6. 10

Es ist soo elend paradox: Da wird der Meeresboden derart penetriert, dass wir solch verantwortungslos invasive „herrliche“ Meisterleistungen jetzt alle irgendwie ausbaden dürfen. Und wie im Märchen vom süßen Brei überschwemmt uns nunmehr der haltlose Fortschrittswahn. Was aber wird mit dem Erdöl vorrangig hergestellt? Jede Menge Benzin und jede Menge Plastikschrott, der ja auch kaum zu entsorgen ist, giftiges Kinderspielzeug in rauen Mengen, das schon bei der Herstellung in China die Arbeiter krank macht. Wir können das nur stoppen, wenn wir uns tatkräftig einmischen. Es gilt immer noch: Global denken, lokal handeln!

MARIANNE BÄUMLER, Köln

Es wird klirren vor sozialer Kälte

■ betr.: „Schwarz-Gelb versaut den Sommer“, taz vom 8. 6. 10

Es geht sehr wohl recht regnerisch zu, wenn ein Herr Westerwelle noch vor wenigen Monaten wegen seiner Hetze gegen Hartz-IV-Empfänger auf erheblichen Widerstand stößt und dieses Sparpakt der Bundesregierung nun ohne Gegenwehr seitens der Bevölkerung einfach so angenommen werden sollte. Dass unsere Volksvertreter das internationale Finanzsystem durch Mittel des deutschen Haushaltes retten und sanieren, darf nicht als Legitimation für solch harte Einsparungen bei den Sozialleistungen herhalten. Sonst bekommen Herr Westerwelle und seine Partei doch noch das, was er schon in diesem Frühjahr wollte. Lassen die Menschen das zu, wird es allerdings mehr als nur regnerisch, da wird es klirren vor sozialer Kälte in den kommenden Jahren. NATALIE PAVLOVIC, Augsburg

Von Maputo aus gesehen

■ betr.: „Der aufgebrachte Passagier“, taz vom 4. 6. 10

Henning Mankell geht in seiner Israelkritik zu weit, weil er „auf den Nahen Osten von Maputo aus schaut“ und deshalb dort „nur den Kampf zwischen dem arroganten Westen und den unterdrückten Armen“ sieht, schreibt Stefan Reinecke. Das sei „zu einfach“. Wirklich?

Im Jahr 1947, als der Staat Israel entstand, war Palästina gerade noch englisches Mandatsgebiet gewesen – also ein koloniales Faustpfand. Die meisten der heutigen Staaten der UNO waren damals Kolonien oder anders ausgedrückt, viele der damaligen UN-Mitglieder waren Kolonialmächte. In diesem historischen Kontext wurde der Beschluss gefasst, Palästina in einen palästinensischen und einen israelischen Staat zu teilen, um den Juden nach dem Holocaust zu einem eigenen Staat zu verhelfen. Dass die internationale Staatengemeinschaft dies nötig fand, ist nachvollziehbar. Von Maputo aus vielleicht nicht, warum dies über die Köpfe der Palästinenser hinweg geschah.

Dieser neue Staat Israel spielte in der Suezkrise die Rolle der Speerspitze der Kolonialmächte England und Frankreich gegen das Ägypten Nassers, das sich gegen die europäischen Kolonialmächte stellte. Soll man dies in Maputo, das damals selbst noch Kolonie war, einfach vergessen?

Mehr als 60 Jahre existiert nun der Staat Israel, ratifiziert durch UN-Beschluss aus dem Jahre 1947. Darauf beruft man sich, wenn es um die Existenzberechtigung Israels geht. Aber sein Territorium ist heute größer als von der UN damals zugesprochen. Seit über 40 Jahren hält es Gebiete besetzt und lässt dort Siedlungen bauen – ohne deshalb die politische, wirtschaftliche und auch militärische Unterstützung des Westens zu verlieren. Ich finde: Von Maputo aus ist es durchaus logisch, dies als weiteren Beweis dafür zu sehen, dass der „arrogante Westen“ immer noch sich die Welt nach seinen Maßstäben und seinen Interessen zurechtinterpretiert.

MONIKA BROSI-DEMBÉLÉ, Möglingen