Der Topstar ist eine Bank

Der Berliner Agent Klaus Brüggemann ist an der Vermarktung des Brasilianers Ronaldinho beteiligt. Der würde selbst ohne WM-Erfolg seinen Marktwert behalten

Wie steigert man die Werbeeinnahmen eines Superstars, der sich ohnehin jeden Luxus leisten kann und die Verfolger in der Geldrangliste gerade noch bei klarem Wetter erkennt? Es ist eine schiere Sisyphosarbeit, die auf Klaus Brüggemann wartet. „Fragen Sie mich das bitte nach dem 9. Juli, wenn die Weltmeisterschaft vorüber ist“, sagt der Mitbetreiber der Berliner Agentur „Sportprofis“.

Im Frühjahr erhielt Brüggemann das Angebot, sich an der weltweiten Vermarktung des brasilianischen Weltfußballers Ronaldhinho zu beteiligen. Der Marktwert des Weltfußballers vom FC Barcelona wird aktuell auf 47 Millionen Euro taxiert. Gerüchte über angeblich 14 Millionen Euro Werbeeinnahmen, die der Globalste aller Global Footballplayer im Jahr verdienen soll, weist Sportprofi Brüggemann ins Reich der Fabel, aus dem sonst Ronaldinhos Tricks zu stammen scheinen.

„Alle seine Verträge bewegen sich jedoch im siebenstelligen Bereich“, erzählt der Berliner Marketingexperte und fügt vergleichend hinzu: „Er ist lukrativer, aber auch teurer als ein Kahn oder Ballack. Von Ronaldinho gibt es eine weltweite Wahrnehmung. Er ist sogar in China bekannt.“

Trotz des Weltruhms seines Kunden sei der Starrummel mit dem runden Leder kein Selbstläufer, was nicht nur an der Reizüberflutung im Vorfeld der Weltmeisterschaft liege. „Große Unternehmen arbeiten lieber mit Mannschaften als mit einzelnen Sportlern zusammen“, erklärt Brüggemann, „dadurch können sie das Risiko minimieren, dass sich ein Star verletzt, in eine Krise gerät oder in einer Disko beim Trinken erwischt wird. In diesem Fall wäre der Imageschaden enorm.“

Eine von der Boulevardpresse angeheizte „Sex-Attacke“ einer weiblichen Schönheit aus Brasilien auf ihren berühmten Landsmann im Trainingslager in der Schweiz hält Brüggemann für nicht weiter tragisch: „Wir konnten über diesen Vorfall nur müde lächeln. So etwas gehört zur brasilianischen Lebensweise. Das fand ich klasse.“

Auch wenn die „Liebesrolle“ auf dem eidgenössischen Rasen trefflich inszeniert war, haben es wahre Schauspieler offenbar wesentlich leichter als Kicker, sich vor der Kamera in rechte Licht zu rücken. Die Mimen seien in variablere Heldenrollen vermittelbar, mutmaßt Brüggemann. Mit entsprechendem ökonomischen Erfolg. „Eine mittelklassige Hollywood-Größe wie Jessica Parker bekommt pro Vertrag nicht unter fünf und sechs Millionen“, betont Brüggemann und glaubt, den Grund zu kennen: „Sie bedient den Livestyle besser als ein Fußballer.“

PR-schädigende Exzesse, in der Ballbranche ein beliebtes Mittel, um den eigenen Ruf zu ramponieren, schließt Ronaldinhos Vermarkter bei seinem Kunden aus. Er beschreibt den Brasilianer als bescheidenen Menschen ohne Allüren. „Ein bodenständiger Typ.“ Anders als Englands Glamourboy David Beckham oder der konservative und stets etwas mürrisch wirkende Franzose Zinedin Zidane. Deshalb schwebt Brüggemann für Ronaldinho ein Einsatz für intelligente, zukunftsträchtige Markenprodukte vor.

Was passiert mit dem Marktwert des Sambatänzers, wenn ihm der Ball bei der WM nicht wie gewohnt gehorchen will? „Ronaldinhos Standing ist so stark, dass er seinen Marktwert nicht verlieren würde, wenn er in Deutschland keinen Erfolg hätte“, versichert Brüggemann.

Jürgen Schulz