Beenhakkers kluger Schenkelklopfer

Nach dem überraschenden 0:0 gegen Schweden will der Trainer von Trinidad und Tobago weiter früh aufstehen

DORTMUND taz ■ Dennis Lawrence spielt für den walisischen Klub AFC Wrexham. Brent Sancho verdient sein Geld beim FC Gillingham, einem Rivalen des AFC in der dritten englischen Liga. Leo Beenhakker, der Trainer von Trinidad und Tobago, untertrieb also etwas, als er sagte, dass seine Verteidiger eher „bei kleineren Klubs“ spielen würden. Die Stürmer des Gegners Schweden hingegen verdienen Millionen beim FC Barcelona (Henrik Larsson) und Juventus Turin (Zlatan Ibrahimovic).

Es war also eine Überraschung, dass Trinidad und Tobago in seinem WM-Debüt gleich den ersten Punkt holte. Weil die Mannschaft aus der Karibik die zweite Halbzeit nach einer gelb-roten Karte für Verteidiger Avery John in Unterzahl bestritt, sprachen viele gar von der ersten Sensation dieser Weltmeisterschaft.

Leo Beenhakker hat in der Türkei gearbeitet, in Saudi-Arabien, der Schweiz, Mexiko, und in Spanien mit Real Madrid drei Meisterschaften gewonnen. Als Deutschland auf dem Weg zum WM-Titel 1990 die Niederländer im Achtelfinale schlug, saß Beenhakker als Bondscoach auf der Bank.

Als sich seine Mannschaft am Samstag nach dem Spiel von den Zuschauern feiern ließ, hielt sich der Trainer zurück. Erst die Pressekonferenz wurde zu seiner Show. Beenhakker hatte wohl nur darauf gewartet, dass er auf seinen klugen Schachzug angesprochen wurde: Kurz nach dem Feldverweis wechselte er einen offensiven Spieler aus, brachte aber keinen defensiven Mann, sondern einen Stürmer. Beenhakker grinste: „Dadurch, dass wir zwei schnelle Leute vorne hatten, wurden fünf Schweden in der Verteidigung gebunden, die nicht mit für Druck sorgen konnten.“ Der Trainer hätte sich am liebsten auf die Schenkel geklopft, aber er beließ es bei einem breiten Lachen: „Es war großartig zu sehen, dass es geklappt hat.“

Dennis Lawrence fand die Auswechslung „etwas überraschend“. Aber so sei der Coach halt. „Er probiert alles und sorgt immer für ein gutes Gefühl“, sagte Sancho. Wohl kaum eine andere Mannschaft bei der WM scheint so abhängig von der taktischen und psychologischen Kunst ihres Trainers. Im ersten Auftritt haben die Künste gereicht. Wegen des kämpferischen Einsatzes, einer geschickten Strategie, der überragenden Leistung des Torwarts Shaka Hislop und einer Defensive aus Wrexham und Gillingham, die beim einzigen Star Dwight Yorke im Mittelfeld begann. Für das 0:0 war auch eine schwedische Offensive verantwortlich, die mit ihren Chancen wucherte. „Es war einer der Tage, an denen du nicht triffst. So ist Fußball manchmal“, brummte Schwedens Trainer Lars Lagerbäck.

Die Schweden bauen darauf, dass es schon gegen Paraguay besser wird. Was Trinidad und Tobago gegen England leisten kann, wusste Beenhakker nach dem Spiel noch nicht: „Fragen sie mich morgen früh. Ich stehe um sieben Uhr auf.“

MARCUS BARK